Ermittlungen gegen Bodan Werft
Kressbronn, 20.10.2011 von Michael Häßler
Für die Werft war im März 2011 Insolvenz angemeldet worden, nachdem die, nach verschiedenen Quellen zwischen 40 und 60 Mitarbeiter immer wieder weitreichende Zugeständnisse gemacht und auf Gehaltsforderungen verzichtet haben, um die Wirtschaftlichkeit des Betriebs und somit die eigenen Arbeitsplätze zu erhalten. Zuletzt soll die Werft aufgrund von Differenzen wegen Mehrkosten beim Bau des größten Fahrgastschiffes am Bodensee, der „Sonnenkönigin“ unter Druck gestanden haben. Auch Verhandlungen zu einer Werftenkooperation mit den Reedereien am Bodensee sind negativ verlaufen.
Idylle statt Hammer
Ob das die einzigen Gründe dafür waren, weshalb Werftbesitzer Robert Dittmann auf seinem Gelände lieber exklusive Wohnungen statt rostigem Blech und kreischende Winkelschleifer sehen wollte, ist offen. Jedenfalls sollen jetzt unter anderem Wohneinheiten und ein Hotel am Seeufer entstehen. Auch der bestehende Yachthafen soll in das Projekt integriert werden.
Was für das Vorhaben noch fehlte, war eine entsprechende Änderung des Bebauungsplans, dem der Kressbronner Gemeinderat und Bürgermeister im Herbst des vergangenen Jahres zugestimmt haben. Der Bebauungsplan sah 10.000 Quadratmeter für einen Werftneubau vor, weshalb wohl nicht allen Gemeinderäten klar war, dass sie mit ihrem Beschluß das endgültige „Aus“ für den Schiffsbau in Kressbronn beschließen.
Bauträger steigt ein
Jedenfalls wurde das Ansinnen Dittmanns und des Investors Willi Schmeh aus Deißlingen bei Rottweil mit dieser Umwidmung wirtschaftlich erst interessant. Schließlich war, quasi über Nacht, Dittmanns Grundstück vom Industriegelände zum hochwertigen Wohngebiet mit Seezugang geworden, und erfuhr eine Wertsteigerung von 88 Euro auf 400 Euro, wie die Kressbronner Gemeinderätin Martina Knappert-Hiese in einem „Eckdaten-Papier“ gegenüber der IBN mitteilte. Im realen Handel dürften die tatsächlich realisierbaren Werte noch weit über dieser Summe liegen.
Die Bodan-Werft stellte im März Insolvenzantrag und beantragte im Juli den Abriss der Hallen. Diesem Antrag stimmte der Gemeinderat zu. Mittlerweile liegt die Sache bis auf Weiteres „auf Eis“, weil das Regierungspräsidium die Werftgebäude unter Denkmalschutz stellte. Den Mitarbeitern nützt das allerdings wenig. Sie sind ihre, teilweise jahrzehntelange Arbeitsstelle los.
Grundstück gerettet?
Weswegen die Staatsanwaltschaft jetzt genau ermittelt, ist nicht zu erfahren. In früheren Meldungen hieß es, dass geprüft werde, ob vor dem Insolvenzantrag Vermögenswerte beiseite geschafft wurden, damit sie später nicht in die Konkursmasse fallen.
Der jetzige Eigentümer des, nach verschiedenen Angaben, zwischen 40.000 und 50.000 Quadratmeter großen Geländes ist die „DaS Immobilien Gmbh & Co KG“, die laut Auskunft von Knappert-Hiese im Juli 2010, etwa zum Zeitpunkt der ersten Präsentation im Rathaus, ins Handelregister eingetragen wurde. Persönlich haftender Gesellschafter sei die, ebenfalls im Sommer letzten Jahres gegründete „DaS Verwaltungs GmbH“, deren Geschäftsführer Robert Dittmann ist. Auch Schmeh dürfte an dieser Firma beteiligt sein, trat er doch bei einer Veranstaltung der Architektenkammer als Vertreter der DaS Immobilien GmbH & Co KG Kressbronn auf.
Schmeh hat sich auf die Bebauung und Vermarktung von exclusiven Grundstücken spezialisiert. Er ist Geschäftsführer der ROI-Projektbau-Holding in Villingen und der WS-Immobilien in Deißlingen, die schon ein exklusives Projekt in Überlingen realisierte und vermarktet.
Kein Geld für Sozialplan
Die Schulden der Werft, einschließlich noch ausstehender Zahlungen an die ehemaligen Mitarbeiter und an das Finanzamt sollen nach verschiedenen Quellen im Bereich von 13 bis 17 Millionen Euro liegen. Den ursprünglich von 1,9 Millionen Euro auf 200.000 Euro reduzierten Sozialplan für die Mitarbeiter könne der Insolvenzverwalter mangels Konkursmasse nicht auszahlen, wird die IG Metall von mehreren Quellen zitiert, weil das nach der Umwidmung mit einem Wert von mindestens 30 Millionen Euro bewertete Gelände nicht dazu gehöre. Auch die Maschinen sollen einer Holding gehören.