Warum RME?

Aktion „Sauberer Bootsmotor“

01.01.2010

Eine solche war z. B. die Aktion „Sauberer Bootsmotor“, mit der man für eine regelmäßige Einstellung der Bootsmotoren warb oder das Antifouling-Projekt, mit dem man die Segler für die Verwendung von kupferhaltigen Antifoulings gewann und das heute seine Fortsetzung im „Plattenprojekt“ findet, mit dem die Einsatzmöglichkeiten von biozidfreien Unterwasseranstrichen untersucht werden soll.

Mit RME soll ein weiterer Schritt getan werden. Denn mit RME, so die einhellige Meinung, kann kurzfristig eine sofortige und kostengünstige, positive Wirkung für den Umweltschutz am Bodensee erreicht werden. Gleichzeitig hat man den Sicherheitsfaktor, die Reichweite und die Leistung zur Verfügung, welche Dieselmotoren reviergerecht bieten. Die Alternativantriebe haben noch einigen Nachholbedarf.

Die wichtigsten Pluspunkte von RME gegenüber herkömmlichem Diesel sind in Stichworten:

  • ungiftig, für den Bodensee der wichtigste Anwendungsfaktor
  • in 21 Tagen zu 99,6 Prozent abbaubar und somit ideal für Wasserschutzgebiete nachwachsender Energieträger
  • weitgehend CO2-neutral, daher kein Treibhauseffekt
  • geruchsneutral
  • von Natur aus schwefelfrei
  • heimische Produktion
  • fällt nicht unter die Verordnung über brennbare Flüssigkeiten, da der Flammpunkt über 100 Grad C liegt


Selbst das früher dem RME etwas kritisch gegenüberstehende Umweltbundesamt befürwortet heute den Einsatz von Rapskraftstoffen in ökologisch sensiblen Bereichen des Naturschutzes oder im Gebiet von Trinkwasserspeichern: „Hier dominiert die gute biologische Abbaubarkeit der Rapsprodukte die Bewertung.“ Von den Behörden wird das Projekt begrüßt.

Zum Thema Rapsöl

Rapsöl ist als Pflanzenkraftstoff schon lange Zeit bekannt. Die Nachhaltigkeit (nachwachsender Rohstoff) ist einer seiner größten Vorteile. Um ihn für Dieselmotoren nutzbar zu machen, kann man im Prinzip zwei Wege gehen:

  1. Die Anpassung des Motors an den (im Wesentlichen naturbelassenen) Kraftstoff wie z. B. den Elsbett-Motor oder
  2.  die Anpassung des Kraftstoffes (als Methylester) an den Motor = RME oder Biodiesel.

 


Der Hauptvorteil des zweiten Weges ist, dass viele gängige Motoren dann mit diesem Biodiesel betrieben werden können. Im Wassersport kann mit RME sofort ein positiver Effekt erzielt werden, der durch bessere Abgaswerte und das Tanken eines Treibstoffes der Wassergefährdungsklasse I entsteht.

 

Die gewünschte umweltfreundliche Anpassung der Pflanzenöle geschieht unter Mitwirkung von Natronlauge als Katalysator. Das im natürlichen Öl als Ester gebundene Glycerin wird durch einwertige Alkohole, vorzugsweise fossiles Methanol oder nachwachsendes (Bio-) Ethanol, ersetzt. Dieser Vorgang wird als Alkoholyse oder Umesterung bezeichnet.

Basis für den Kraftstoff sind ölhaltige Pflanzen wie Raps, Sonnenblumen, Lein oder Hanf. Da der Kraftstoff aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, hat man eine annähernd neutrale CO2-Bilanz. Denn die Menge CO2, die bei der Verbrennung entsteht, wurde vorher beim Wachstum des Raps aus der Umwelt entnommen und als Biomasse gespeichert – es ergibt sich also kein Treibhauseffekt.

Im Vergleich zu fossilem Diesel wird kein Schwefeldioxid, je nach Motor ca. 52 Prozent weniger Ruß, rund 22 Prozent weniger Kohlenwasserstoffe und ca. 17 Prozent weniger Partikel bei der Verbrennung produziert. Verschwiegen werden soll aber auch nicht, dass die NOx-Emissionen (Stickoxide) gleich oder je nach Motor und Belastung geringfügig höher sein können als beim Diesel. Um sie zu reduzieren, müssten Katalysatoren eingesetzt werden. Gelangt RME ins Wasser, baut es sich in 21 Tagen zu 99,6 Prozent ab und ist daher in Wassergefährdungsklasse 1 eingestuft (Stufen von 0 – 4; 0 = nicht gefährdend, Diesel ist Stufe 2). Es ist sogar zu erwarten, dass RME in naher Zukunft Stufe 0 wird, wenn das Additiv für Winterfestigkeit durch einen abbaubaren Stoff ersetzt werden kann.

Das Problem Winterfestigkeit wäre eigentlich bei Bootsmotoren kein Thema – denn im Winter sind die Boote nicht auf dem See. Aber man bekommt RME im Winter, wie auch fossilen Diesel, nicht ohne das Additiv aus der Zapfsäule. Es muss auch gesagt werden, dass RME die gleiche Öllache im Wasser bildet wie Diesel. Doch RME ist nicht gesundheitsschädlich und voll abbaubar.

Die Energiebilanz bei Rapsöl soll bei einem Verhältnis von 1 : 2,5 bis 1 : 3,7 für das Verhältnis von Input und Output liegen. Bei fossilem Diesel wird das Verhältnis von Input zu Output mit 1 : 4,3 angegeben.

Das Tankstellennetz für Biodiesel wird in Deutschland und Österreich immer dichter, so dass die Versorgung gesichert ist. Preislich ist der Biodiesel an der Zapfsäule gleich teuer oder etwas billiger wie der mineralische Diesel. Von den Motoren kann jedoch bis zu 5 Prozent mehr Biodiesel verbraucht werden, da der Brennwert niederer ist.
Jeder Diesel läuft auch mit RME

Der erste Dieselmotor lief bereits vor mehr als 100 Jahren mit Pflanzenöl. Nur der finanzielle Aspekt ermöglichte dem mineralischen Diesel den Siegeszug bis in die heutige Zeit. Begrenzte Ressourcen und Umweltaspekte fordern heute Alternativen. Für Dieselmotoren, vor allem mit moderner Einspritztechnik die sparsamste Wärmekraftmaschine, gibt es heute neben dem fossilen Brennstoff auch Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Sie wurden in der IBN bereits mehrmals als umweltfreundliche Alternative zum fossilen Diesel vorgestellt. Eine dieser Alternativen ist unter dem Begriff RME (Rapsmethylester) oder Biodiesel im Handel und inzwischen vielfach getestet. Der Vorteil dieses Treibstoffes ist, dass er im Gegensatz zum reinen Pflanzenöl mit keinen oder nur kleinen Änderungen in herkömmlichen Dieselmotoren verwendet werden kann, während das Pflanzenöl spezielle Motoren braucht oder aufwendige Umbaumaßnahmen.

Als wir zum erstenmal über Bioöl berichteten, bestand für RME noch eine Vor-norm. Nach einer Übergangs- und Testphase ist der Kraftstoff jetzt normiert. Die Anforderungen an diesen Treibstoff sind in DIN 51606 – Dieselkraftstoff aus Fettsäuremethylester – festgehalten.

Diese Norm legt fest, unter welchen Voraussetzungen ein Dieselkraftstoff aus Fettsäuremethylester (FAME) für die Verwendung in Dieselmotoren geeignet ist, wenn die Motorenhersteller diesen Kraftstoff rein oder vermischt mit Dieselkraftstoff nach DIN 590 freigegeben haben. Damit entfällt einer der Hauptkritikpunkte an diesem Kraftstoff. Denn die Einhaltung einer Norm war von allen Motorenherstellern für die Freigabe von RME-Betrieb gefordert worden.

Doch während der Einsatz von RME z. B. im PKW häufig serienmäßig freigegeben und damit überhaupt keine Frage mehr ist, gibt es in der Marinemotorenindustrie immer noch einige Vorbehalte gegen den Einsatz von Biodiesel. Tausende von Kilometern mit RME in zahlreichen Diesel-PKWs z. B. von Audi oder VW beweisen jedoch seit Jahren, wie problemlos damit gefahren werden kann. Der BSVb hat sich daher mit seinen Partnern dazu entschlossen, den umweltfreundlichen Kraftstoff RME in einem Praxisversuch zu testen.

Vor allem neue, hochmoderne Motoren können von vornherein damit betrieben werden. Das beweisen z. B. die kleinen Motoren von Farymann, die auch unter dem Namen Vetus vertrieben werden oder leistungsstarke Motoren wie der Steyr 236 Turbo, der mit RME in einer Testphase am Bodensee lief und dessen Abgaswerte für beide Treibstoffe vorliegen. Steht kein RME bereit, kann mit herkömmlichem Diesel gemischt werden. So wird heute z. B. in Frankreich dem Diesel bereits von der Raffinerie aus 10 Prozent RME beigemischt.

Tankstellennetz für RME wächst 

Biodiesel bzw. RME ist derzeit noch nicht überall erhältlich. Das Tankstel-lennetz wächst aber stä-ndig weiter. Der alter-native Dieselkraftstoff RME aus nachwachsenden Rohstoffen ist auch im Bodenseegebiet an zahl-reichen, auch seenahen Tankstellen erhältlich, wo man seinen Kanister für den Bedarf auf einem Segelboot tanken kann wie das bereits heute getan wird. Eine Brosch-üre können Projekt-teilnehmer über das Projektteam erhalten. Schw-ieriger ist der Fall für große Motorboote.
Derzeit bemüht sich das Projektteam darum, dass auch eine Versorgung über Seetankstellen sich-ergestellt wird. Das setzt allerdings eine gewisse Nachfrage voraus.

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