Sautter kritisiert die Geheimniskrämerei der ISKB
10.11.2010 von Gerhard Herr
Denn bis heute gebe es vor allem für die Innenbord-Benzinmotoren mit über 74 Kilowatt (100 PS) Leistung keine Serienmotoren, die der 1996 in Kraft getretenen Bodensee-Verordnung entsprechen, sagte IBMV-Präsident Michael Sautter auf der Generalversammlung des internationalen Dachverbandes in Altenrhein am 9. Oktober. Dem Verband gehören 29 Vereine mit 3600 Mitgliedern an. Stattdessen werden viele Altmotoren, für die es einen Bestandsschutz gibt, immer wieder repariert.Vor allem die Geheimniskrämerei der für die Gesetzesänderung zuständigen Internationalen Schifffahrtskommission (ISKB) kritisiert IBMV-Präsident Michael Sautter. Die ISKB tage stets nichtöffentlich, auch von den Besprechungen gebe es keinerlei Mitteilungen, das sei unbefriedigend, so Sautter. Schon im Mai 2007 hat der IBMV an die ISKB und an die Internationale Gewässerschutzkommission Bodensee den Antrag gestellt, die seit 2006 offiziell auf allen europäischen Binnengewässern in Kraft getretene EU-Sportbootrichtlinie mit ihren Abgasgrenzwerten auch auf dem Bodensee einzuführen. Für Sautter ist es paradox, dass die Schweiz als Seeanrainer und ISKB-Mitglied auf ihren Binnenseen diese EU-Richtlinie eingeführt habe und nur am Bodensee das alte Konstrukt noch Bestand habe. Am deutschen Seeufer heißt es, dass man am bestehenden Umweltrecht für die Schifffahrt festhalten wolle, man brauche sich also nicht dem EU-Recht zu unterwerfen. Auch dem Standpunkt der Österreicher, die nach ihrem späteren EU-Beitritt sagten, der Bodensee soll weiterhin an der BSO II festhalten, habe man in Brüssel akzeptiert, so Sautter. Die Kommission weicht daher nicht von der 1996 eingeführten Stufe II der BSO ab. Seit 1996 sind für den Dreiländersee nur Benzinmotoren über 100 PS mit Katalysator zugelassen. Wer einen neuen Motor entsprechend umrüsten und zulassungsfähig machen wolle, der müsse mit zusätzlichen Kosten rechnen. Lediglich unter den Dieselmotoren gibt es Alternativen. Daher schrumpfe die Gruppe der Leidenden, so Sautter.
Kein Rechtsstreit geplant
Der IBMV will gegen die Entscheidung der ISKB nicht juristisch vorgehen. Es sei nicht zu ändern, dass die Konferenz zweimal jährlich nichtöffentlich tage. Das liege am Staatsvertrag, den Deutschland, Österreich und die Schweiz unterzeichnet hätten. „Der Bodensee hat kein Anrecht darauf zu erfahren, was in den Sitzungen passiert, das stört uns“, so Sautter. Der Verband will auch nicht juristisch gegen die Vorschriften vorgehen. Es bestünden sehr geringe Aussichten, einen Streit vor Gericht zu gewinnen. Derweil hoffen die Motorbootfahrer auf die 2014 in Kraft tretende EU-Sportbootrichtlinie Teil 2. Diese beinhalte dann auch die strengeren Abgaswerte der US-amerikanischen Richtlinien und somit noch höhere Anforderungen als die BSO II. Dies könnte für die ISKB der Zeitpunkt sein, auf die EU-Richtlinie überzuwechseln, sagte Sautter. Der Vorstand hofft auch, dass die Technik schneller ist als der Rechtsweg und dass Motoren entwickelt werden, die sauberer und besser sind als von der BSO II gefordert. NeuwahlenDer Vorstand wurde turnusgemäß neu gewählt. Michael Sautter bleibt für weitere zwei Jahre IBMV-Präsident. Für das nach zehn Jahren ausscheidende zweite deutsche Vorstandsmitglied Albert Hausin wurde Martin Lepple in das Gremium gewählt. Vizepräsident ist weiterhin der Vorarlberger Werner Neyer. Der zweite Mann Österreichs bleibt Seedienstleiter Ernst Kojalek. Die Schweiz ist im Vorstand vertreten durch Schatzmeister Ruedi Gantenbein und den für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlichen Mario Cattarozzi.
Bewusstlosen selbstlos aus dem Wasser gezogen
Der Bregenzer Segler Werner Deuring hat während der Hauptversammlung des Internationalen Bodensee-Motorboot-Verbandes (IBMV) in der Marina Rheinhof im schweizerischen Altenrhein die IBMV-Seenot-Rettungsplakette verliehen bekommen. Damit hat der Dachverband von 29 Motorbootvereinen und Clubs rund um den Bodensee Deurings „vorbildlichen Einsatz zur Rettung von Menschenleben“ im vergangenen Mai gewürdigt. Deuring sprang damals ins eiskalte Wasser und zog einen bewusstlos im Bodensee treibenden Mann an Bord. Diesen Tag wird der Eigner und Skipper der als sehr schnelle Regatta-Rennyacht bekannten Psaros 40 namens „Basic Logic“ so schnell nicht vergessen. „Ich bin sofort ins Wasser gesprungen, um den an mir vorbei treibenden Mann zu retten“, berichtete Werner Deuring von dem Unglück vom 1. Mai. Zwar stehe es ihm als Retter nicht zu, über die eigene Tat zu sprechen, doch der damals Verunglückte sei leider geschäftlich verhindert, sagte Deuring. Dabei schien es für die achtköpfige Besatzung der 14-Meter-Rennyacht ein schöner Trainingsmorgen zu werden. Bei frischen 14 Grad Außentemperatur waren sie gegen zehn Uhr auf dem See zwischen dem bayerischen Lindau und dem österreichischen Hard unterwegs. Das Wasser hatte allerdings gerade zehn Grad. Nach zahlreichen Manövern und gutem Wind hatte die Crew Spaß am Wassersport. „Unter guter Brise mit dem Spinnaker hatten wir gut zehn Knoten Bootsgeschwindigkeit (knapp 20 Stundenkilometer)“, erzählte Deuring. Plötzlich habe eines der Besatzungsmitglieder „Mann über Bord“ gerufen. Schon sei einer seiner Vorschiffleute an ihm vorbei getrieben. „Ich bin sofort ins Wasser gesprungen, um zu ihm zu schwimmen“, sagte der 51-Jährige. Zwar hätten beide keine Schwimmwesten angehabt, was man nicht tun sollte. Letztendlich ist dies die Rettung für den ohnmächtig mit dem Kopf unter Wasser im See treibenden Bregenzer Stephan Böhler gewesen. Deuring sei 40 oder 50 Meter zu ihm hin geschwommen und habe den Verunglückten dann zwei Meter unter Wasser noch greifen können. Mit Schwimmweste wäre das Tauchen unmöglich gewesen. Der Skipper lobte auch seine siebenköpfige Mannschaft, die sehr gut reagiert und in vier Minuten und 20 Sekunden die „Basic Logic“ gedreht habe und zurückgefahren sei. Diese Zeit habe er sich und den Bewusstlosen, beide in schwerem Ölzeug, über dem damals sehr kalten und rauen Wasser gehalten. Dann sei der Mann auf das Deck der niedrigen Rennyacht gezogen und wieder belebt worden. 15 Minuten nach dem Vorfall sei er wieder aufgewacht. Auf Unverständnis stieß indes Deurings Schilderung der Umstände, Hilfe herbeizuholen. Die österreichische Seenotrettung habe nicht kommen können, weil das Schiff wegen Wartungsarbeiten nicht auslauffähig gewesen sei. Die Lindauer hätten gesagt, er solle in den Hafen fahren. Bis die Retter auslaufen könnten, wäre er auch angekommen. In 20 Minuten sei man dann in Lindau gewesen, wo der Notarzt bereits wartete. Stephan Böhler kam sofort ins Krankenhaus, wo er drei Tage lang auf der Intensivstation lag. Bis heute, so Deuring, sei unklar, wieso Böhler damals ohne Fremdeinwirkung bewusstlos über Bord gegangen und ins eiskalte Wasser gefallen sei. Ich bitte Sie, Herrn Werner Deuring mit der Seenot-Rettungsplakette auszuzeichnen, da ich ohne seinen unerbittlichen Einsatz nicht mehr am Leben sein würde“, schrieb Stephan Böhler an den IBMV. Es sei eine außerordentliche und vorbildliche Leistung, mit der er ihm das Leben rettete. IMBV-Vorstandsmitglied Werner Neyer, der gleichzeitig Vorsitzender der Prüfungskommission der Ehrenplakette ist, überreichte Werner Deuring unter Beifall der IBMV-Delegierten die Plakette und Urkunde.