Interessantes Nachwuchsprojekt

Star junioren

Kiel, 10.09.2021 von IBN

Sie sind die Modellathleten des Segelsports: die Akteure im Finn und Starboot. Ihr Dilemma: Seit der Weltverband das Starboot für 2016 und nun auch den Finn für 2024 aus dem Olympiaprogramm gestrichen hat, ist ihnen die Spitzensport-Basis verloren gegangen.
Während die Finn-Klasse abseits des Olympia-Status' ihren Weg noch finden muss, hat die Starklasse mit der Star Sailors League (SSL) bereits neue Events kreiert, lockt Top-Athleten aus anderen Klassen in das Kielboot. Das SSL-Finale ist in den vergangenen Jahren somit zum „Who is Who“ des Segelsports geworden. Doch die Stare greifen nicht nur in das obere Regal, in Deutschland gelingt der Aufbau auch über den Nachwuchs. 
 
 Die Liste der klangvollen bei den Staren wird von Jahr zu Jahr länger. Neben den etablierten Assen der Klasse kommen immer wieder hochdekorierte Athleten aus den Einhandklassen dazu. Der Brite Ed Wright, Finn-Weltmeister von 2010 und bis 2014 fünfmaliger WM-Medaillengewinner im Finn, zieht bei dieser WM beim Italiener Mario Borroi an den Strippen. Jake Lilley segelte bei den Spielen von Tokio auf Rang sieben bei den Finns und steuert nun den australischen Star mit Alexej Selivanov über den WM-Parcours. Und der zweimalige Olympia-Zweite im Laser, Tonci Stipanovic (Kroatien), gehört mit seinem Vorschoter Tudor Bilic zu den ganz heißen Favoriten bei der Starboot-WM im Rahmen der Kieler Woche.

„Die Top-Laser-Segler wissen sofort, wie der Star zu steuern ist. Da gibt es viele Ähnlichkeiten. Das hat auch schon Philipp Buhl in der SSL bewiesen“, sagt Deutschlands Top-Vorschoter Frithjof Kleen, der mit Diego Negri perfekt in die WM gestartet ist. „Tonci Stipanovic ist zudem bereits sehr Starboot-erfahren. Und einem Ed Wright muss man das Segeln im Starboot auch nicht erklären.“

Für den Flensburger Arnd Glunde ist es eine Wohltat immer wieder neue Gesichter in seiner Klasse zu sehen – besonders dann, wenn die jungen Stare ganz vorn landen. „Es ist doch klasse, wenn sie uns um die Ohren fahren.“ Der Starboot-Enthusiast vom Flensburger SC und NRV Hamburg hat in Norddeutschland ein Projekt gestartet, um den Nachwuchs in den Star zu bringen. „Der Star ist ein geniales Boot, bildet den kompletten Segler aus. Ich war ehemals als 14-Jähriger an der Vorschot meines Vaters der jüngste Teilnehmer bei der Deutschen Meisterschaft. Und mein Vater hat viele Starboot-Segler ausgebildet. Diese Initiative meines Vaters versuche ich jetzt weiter zu betreiben.“

Ein kleiner eigener Star-Bootspark hilft ihm dabei. „Als ich in London gewohnt habe, hatte ich zwei Stare in Deutschland stationiert – einen in Hamburg und einen in München. Damit konnte ich dann schnell zu den Regatten, wenn ich von England nach Deutschland geflogen bin.“ Es folgte der Kauf zweier weiterer Starboote. Ursprünglich war es eine Geschäftsidee, um die Boote bei Weltmeisterschaften in Europa an Teams aus Übersee verchartern zu können. Diese Idee hat Arnd Glundeaber wieder eingestellt. Jetzt vergibt er die Stare an den deutschen Nachwuchs. „Ein Star ist ein reines Einsteigerboot, die drei anderen sind neuer und absolut regattafähig.“

Den jüngsten davon fährt der Kieler Max Kohlhoff, dem Glunde auch noch gleich seinen Stamm-Vorschoter Ole Burzinski überlassen hat. Das Duo hegt durchaus Hoffnungen, bei der WM-Sonderwertung der Junioren (U30) ganz vorn mitmischen zu können. Das zweite Boot fährt das junge Flensburger Ehepaar Jolanda-Lene Engel-Müller/Christopher Engel, und den dritten segelt Glunde selbst mit dem Junioren-Vorschoter Bennet Schüttke.

Die Nachwuchs-Idee gibt es auch im Westen Deutschlands. Jörg Mellis vom YC Ruhrland Essen kann mit der starken Starboot-Flotte am Baldeneysee den Nachwuchs locken. „Wir begeistern die Jugend nicht nur mit dem Boot, sondern auch mit den Menschen. Denn wir betreuen sie auch, scheuen uns nicht, mal ein Boot zu stellen. Im Frühjahr gibt es ein Trainingslager in Heeg in den Niederlanden mit Cometogether im Ferienhaus. So wächst die nächste Generation im Star zusammen.“ Der Ex-420er-Segler Jan Borbet mit Jesper Spehr an der Vorschotgehört zu den hoffnungsvollen Starboot-Talenten aus dem Westen. Auch die Möhnesee-Crew mit Vincent Schrader/Marcel Vockel und der junge ChiemseerSegelmacher Daniel Fritz sind in die deutsche Junioren-Gruppe integriert.

Mit dem Jugendprojekt sind die Ideen der Starboot-Förderer aber noch nicht erschöpft. „Wir wollen eine Serie von drei Leuchtturm-Events im Norden, Westen und Süden etablieren. Der Arbeitstitel ist Big-Three. Es ist doch viel schöner, mal mit 30, 40 Booten auf der Bahn zu segeln als immer nur mit zehn bei den kleinen Regatten. Die Austragungsorte der Events könnten wandern“, sagt Glunde. Und Mellis ergänzt: „Das 50-jährige Olympia-Jubiläum von Kiel im nächsten Jahr wäre ein toller Anlass. Und die WM jetzt ist eine perfekte Plattform, um weiter Werbung für unsere Sache zu machen.“ (hel)

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