Marine GPS von Garmin im Test
01.10.2010 von IBN
Beide Altgeräte wurden von uns nicht nur getestet und vielfach eingesetzt, sie waren auch das Beste, was man für sein Geld auf dem Markt bekommen konnte. Um so gespannter waren wir, als der Postbote läutete und wir das Gerät auspacken konnten, das wir zu Testzwecken beim Importeur bestellt hatten.
Gleich vorneweg: Das Gerät ist deutlich breiter geworden und die einzige Enttäuschung an dem GPS-Handy war, wie schlecht es in der Hand liegt. Ein Gehäuse kann man heute ergonomisch besser machen, doch ist das der Preis, den man für das größere Display bezahlt.
Gegenüber dem Vorgänger hat die Zahl der Tasten um zwei zugenommen, die wir der Zoomfunktion verdanken. Nav und Enter haben eine Doppelbelegung. In der Mitte sitzt die bereits bekannte Wipptaste zum „Pullen". Die Tasten sind deutlich bedienfreundlicher geworden.
Wie üblich versuchten wir es mit der Try-and-Error-Methode und starteten das Gerät erstmals ohne einen Blick in die Bedienungsanleitung, wie es wohl die meisten von uns unsachgemäßen „Usern" zum Leidwesen der Entwicklungsingenieure tun.
Doch erst braucht das Gerät Power. Fortschritt: Gegenüber dem GPS 48 reichen zwei Mignon-Zellen Typ AA, so dass man mit einem Päckchen doppelt so weit wie bisher kommt. Rechnet man zudem noch ein, dass der GPS 76 etwas sparsamer mit dem limitierten Batteriesaft umgeht, wird der Fortschritt noch deutlicher. (Anschlüsse für externe Aktivantenne und Stromversorgung sind vorhanden.)
Dann kam unser erster Test: Kaltstart – also die Frage, wie lange braucht der GPS 76, bis er, frisch ausgepackt und völlig orientierungslos, wo er nach dem Fabrikversand gelandet ist, seinen ersten Fix hat? Garmin spricht hier auch von AutoLocate. Der gute alte GPS 48 schaffte das in rund fünf bis acht Minuten. Der GPS 76, auf dem wie auf dem GPS 48 die Marine-Data-Version 2.01 läuft, meldet uns nach rund zwei Minuten, wo wir sind. Das ist ein gigantischer Wert. Das Handbuch gibt übrigens fünf Minuten an. Auch am nächsten Morgen ist der „Kaltstart" blitzschnell, nach 38 Sekunden meldet der GPS 76 seinen Ort.
Was mir nicht so gefällt ist, dass er dann automatisch auf die Map-Seite springt. Das ist unpraktische Spielerei für die Navigationspraxis an Bord und macht höchstens dann Sinn, wenn entsprechende Karten eingespeist sind, zumal der Kartenaufbau langsam ist. Als Nächstes konfigurieren wir das Gerät im Hauptmenü. Dorthin gelangt man durch zweimaliges Drücken der Menütaste. Einmaliges Drücken öffnet das jeweilige Seitenmenü. Wir stellen Ortszeit ein und auf deutsche Menüführung um und geben als Kartenbezugssystem WSG 84 ein, das bei uns weit verbreitet ist.
Insgesamt hat der Garmin fünf Hauptseiten, die jeweils wieder Untermenüs haben. Wirklich klasse ist, wie vielfältig man das Gerät für seine persönlichen navigatorischen Bedürfnisse konfigurieren kann. Garmin ist mit dem GPS 76 ein gutes Gerät gelungen, das sich wirklich prima für die Navigation an Bord einsetzen lässt, sie erleichtert, den Navigator entlastet und wichtige Zusatzinformationen liefert wie z. B. für die Ankerwache, Gezeiten, Sonnen- und Mondaufgang. Vernachlässigen kann man ein paar unsinnige Dinge wie z. B. die Wegpunktkennzeichnung „Bowling" oder die Anzeige der Wassertemperatur. Wie soll der GPS 76 die messen, soll man ihn dazu über Bord schmeißen? Theoretisch könnte man das, denn der Garmin GPS 76 ist wasserdicht und schwimmt. (Eine Antwort dazu finden wir im Handbuch nicht!) Ob man die „Autobahnfunktion" oder die „Kompassrose" benutzt, mit dem Garmin lässt sich wirklich sinnvoll navigieren. Die Genauigkeit ist beeindruckend und macht meiner Ansicht nach heute DGPS überflüssig.
Das neue Display ist ein gewaltiger Fortschritt und bereitet nur auf der Routenseite Kopfzerbrechen, wo ein paar Beschriftungen etwas winzig ausgefallen sind. Ansonsten sind gerade die Zahlen gut ablesbar und für ein Handgerät sehr groß. Zum Lieferumfang des Garmin GPS 76 gehört ein Computeranschlusskabel, das der seriellen Datenübertragung aus dem PC dient. Als Bedienungsanleitung liefert der Importeur eine Schnellorientierung und ein Handbuch mit (derzeit noch in Englisch). Allerdings muss man den GPS 76 teuer bezahlen: Noch kostet er ca. 850,– Mark, ist also rund 250,– Mark teurer als der GPS 48. Durch die Verbesserungen der Navigationsfunktionen und des Displays ist der GPS 76 diesen Aufpreis aber trotzdem wert. hdm
Technische Daten im Detail
Empfänger: PhaseTrac12™ 12-Kanal-Parallelempfänger, DGPS-fähig, empfängt und nutzt bis zu 12 Satelliten zur Positionsberechnung. GPS-Startzeiten: Warmstart: ca. 15 Sekunden, Kaltstart: ca. 45 Sekunden, AutoLocate™: ca. 2 Minuten. Datenberechnung: kontinuierlich 1 u pro Sekunde. Genauigkeit: Position: < 20 m RMS, Geschwindigkeit: 0,1 kn RMS, Datenschnittstellen: Ausgang: RS232 mit NMEA 0183, Eingang: RTCM 104.
Marine-Datenbank, weltweite Städte und Häfen sowie wichtige Seezeichen in Europa (Bakensender, Leuchtfeuer, Nebelhörner usw.). Wegpunkte gesamt: 500 mit Name, Symbol und Kommentarzeile. Routen: 50 umkehrbare Routen mit je 49 Wegpunkten, MOB-Modus (Mann über Bord), TracBack™: automatische Erstellung des Rückweges aus aufgezeichnetem Kurs. Größe: 15,7 u 6,9 u 3,6 cm (H u B u T), Gewicht: ca. 224 g (mit Alkalibatterien). Der Verkaufspreis inkl. MwSt. liegt bei 269 Euro.z