Unterwasseranstrich

Vier Farben haben sich bewährt

23.10.2010 von IBN

Beim Betrachten der Testplatten ist auch für Laien offenkundig, dass es 1. bei einem so starken Bewuchs wie am Bodensee nicht ohne Anstriche auf den Unterwasserschiffen gehen kann wie die unbeschichteten Platten zeigen. Und dass es 2. viele Farben gibt, die mehr versprechen als sie halten können – auch wenn die Hersteller in den Prospekten großartig mit erfolgreichen Tests werben.

Noch bleibt bei uns das Kupfer als erfolgreicher bewuchshemmender Stoff, wobei metallischem Kupfer der Vorzug zu geben ist, da Kupfersalze leichter ins Wasser übergehen sowie einige Hartantifoulings. Die Zukunft des Unterwasseranstriches wird aber früher oder später in biozidfreien oder unbedenklich klassifizierten Unterwasserfarben zu suchen sein. Deren Wirkung beruht zum Teil auf der glatten Oberfläche mit Antihafteffekt, es sind aber auch bereits biozidfreie Farben entwickelt worden, deren Wirkung durch einen selbsterodierenden Effekt zustande- kommt.
 
Auf dem deutschen Markt gibt es bereits rund 20 Produkte dieser unbedenklichen Beschichtungen, wobei allerdings nur vier als echte „Antifoulings“ zu bezeichnen sind. Alles andere sind Beschichtungen unterschiedlichster Art. Da sind 1. die Hartbeschichtungen, wie sie zum Teil auch als Dampfsperre, Gelcoat- und Osmoseschutz und Untergrund für Antifoulinganstriche, also als Grundierungen im Unterwasserbereich, verwendet werden. Diese Unterwasseranstriche eignen sich nur für Boote, die nicht die ganze Saison über im Wasser liegen wie z. B. Slipboote, Starboote, Drachen o. ä., die nach Regatten wieder ausgewassert werden. Sie sollten so hart sein, dass sie mechanischen Belastungen durch Kranen und Slippen, aber auch durch eine Reinigung mit einem Spachtel standhalten. Dies ist mit zweikomponentigen Epoxiden am besten zu erreichen und in erster Linie dienen sie dem Gelcoatschutz. 

2. Antihaftbeschichtungen auf Silikon- und Teflonbasis
Insgesamt zwölf Unterwasseranstriche dieser beiden Gruppen wurden im letzten Jahr auf Testplatten vom BSVb auf ihre Wirksamkeit getestet. In der Gruppe 1 waren das Corr Passiv, High Protect, Le Tonkinois, Pluto Epoxy, West Barrier Coat. Alle hatten am Ende der Saison einen durchgehend starken Bewuchs, der nur noch mit dem rauhen Schwamm oder Spachtel zu entfernen war. Solche Ergebnisse sind von den ähnlichen Produkten anderer Hersteller zu erwarten. D. h., diese Farben sind nicht dafür geeignet, das Boot dauerhaft im Wasser vor Bewuchs zu schützen. Über ihre sonstigen Qualitäten als Sperranstrich ist damit nichts ausgesagt.

In der Gruppe 2 wurden die beiden Silikonprodukte Biox und Seajet 2000 sowie das Teflonprodukt Slip Way und Le Fant Ohne getestet. Alle vier zeigten eine gute Wirksamkeit, die im Bereich des bewährten VC 17 m lagen. So fand sich weder auf Biox noch auf Seajet ein haftender Bewuchs, so dass keine Reinigung der Platten nötig war. Auch Slip Way zeigte nur geringen Bewuchs, der zudem leicht zu entfernen war. Biox verlangt entweder einen Neuaufbau des Unterwasserschiffes oder die Entfernung alter Antifoulings bis auf den Primer. Untergrund für Biox ist ein spezieller Primer, der Biox Haftprimer D 51. Da auf Silikon keine anderen Farben haften, ist bei einem Systemwechsel sowohl bei Biox als auch bei Seajet 2000 ein aufwendiger Neuaufbau mit gründlicher Entfernung des Altanstriches notwendig.

Ebenfalls positiv waren die Erfahrungen mit Le Fant Ohne, einer hydroviskosen Beschichtung auf Teflonbasis ohne Bioxide oder Metalle. Es wurde dieses Jahr allerdings durch ein, nach Angaben des Vertreibers, nochmals verbessertes Nach-folgeprodukt ersetzt, das als Le Fant TF auf den Markt kommt. Als einziger Anstrich lässt er sich praktisch auf allen alten Anstrichen (außer Weichantifouling) verarbeiten, insbesondere auch auf SPC-Antifouling (selbstpolierendem Kupferantifouling). Das macht den Einsatz für viele recht problemlos, da SPC-Antifoulings häufig eingesetzt werden. Auch der Wechsel zu einem SPC-Antifouling ist wieder ohne Probleme möglich. Slip Way ist ein Produkt, das zumindest auf VC 17 aufgebracht werden kann, wenn der Untergrund angeschliffen wurde.

Diese Farben der Gruppe 2 scheinen sich also als biozidfreie Alternativen zu bewähren und werden vom BSVb in der kommenden Saison noch auf Versuchsbooten getestet, bevor vom Verband eine endgültige Empfehlung ausgesprochen wird. Denn wie sich Farben in der Praxis verhalten, ist doch etwas anderes als auf Testplatten. Die Wirkmechanismen dieser biozidfreien Farben beruhen auf ihren physikalischen Oberflächeneigenschaften. Da sie eine sehr glatte Oberfläche hinterlassen, gelingt es den Bewuchsorganismen nicht, sich dort zu verankern. Hilfreich ist dabei auch die Anströmung wie sie z. B. in Fahrt entsteht, die die Organismen sofort wieder abspült. 

Alternative mit Naturwirkstoffen
Eine Sonderstellung nimmt Jobeck Special Tonic ein, eine Beschichtung mit biogenen Bioziden wie Thymianöl und Nelkenpulver. Auch damit waren gute Ergebnisse zu erzielen. Die Farbe wirkt durch kontinuierliche Auflösung und durch Abgabe der Wirkstoffe, die als wenig bedenklich einzustufen sind, ins Wasser. Der relativ geringe Bewuchs konnte einfach entfernt werden. Nicht erfolgreich war dagegen der zusätzlich durchgeführte Test mit einer Bootslack-Wachs-Kombination.

Fazit
Zu den kupferhaltigen oder triazinhaltigen Antifoulings gibt es derzeit nur fünf (mit Jobeck) getestete Alternativen. Wer ein Höchstmaß an Gewässerschutz betreiben will, kann sie auf seinem Boot einsetzen und testen. Zu beachten ist aber, dass bei den silikonhaltigen Anstrichen ein „Umstieg“ auf einen anderen Anstrich sehr aufwendig ist. Die Redaktion empfiehlt zudem dringend, sich vor dem Neuanstrich bei einer der angegebenen Telefonnummern nach der Verträglichkeit mit seinem alten Anstrich zu erkundigen. In der Schweiz ist zudem zu beachten, dass dort Bootseigner nur Farben verwenden dürfen, die vom Buwal zugelassen worden sind.

IBN testen