Mit der Kettensäge in die Jungsteinzeit

Einbaum

Wangen, 18.03.2020 von Klaus Lohmüller

Vom Waldrand des Schienerbergs, oberhalb von Wangen, sind derzeit Motorsägen im Dauereinsatz. Dazwischen hört man die Schläge von Hämmern und Beilen. Eine Gruppe aus Bootsbauern, Experimental-Archäologen, Holzbildhauern und ortsansässigen Jugendlichen formen aus Baumstämmen Einbäume nach prähistorischem Vorbild, die im Mai bei einer Einbaum-Regatta auf dem Untersee zum Einsatz kommen sollen.

Für die Bearbeitung der vier Stämme aus Pappel- Eschen- und Küstentannenholz wurden bewusst nicht interdisziplinäre Teams gebildet. "So ist es ganz interessant zu sehen, wie die unterschiedlichen Fachrichtungen die Aufgabe unterschiedlich angehen", sagt Vera Floetemeyer, die gemeinsam mit ihrem Ehemann, Ekkehard in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Anderen das Projekt an den Bodensee geholt hat.

Vier Wege, ein Ziel

Dieser arbeitet als Bootsbauer, zusammen mit seinem Kollegen Axel Weißenberger von der Bootswerft AW-Marine selbst an einem der Stämme. Bei allen Teams war bereits am zweiten Tag der Arbeiten deutlich eine Rumpfform erkennbar. Während sich die Experimental-Archäologen möglichst genau an den Plan eines vermessenen Originalfundes zu halten versuchen und im Groben von Innen nach Außen arbeiten, machen es die Bootsbauer genau anders herum: Bei ihnen war schon schnell ziemlich genau die Rumpfform, vor Allem im Bug- und Heckbereich erkennbar, während die Oberseite noch den Stamm, inklusive der Rinde zeigte.

Das Team um Bildhauer Hans Daniel Sailer aus Leonberg hatte es mit dem Eschenstamm, der von einer Kernfäule befallen ist, gut getroffen. Zwar musste des vermeintlichen Makels wegen aufgrund damit einhergehender Rissbildungen die Länge etwas eingekürzt werden. Dafür konnten Sailer und seine Söhne etwas unorthodoxe, aber umso wirkungsvollere Methoden anwenden. Der Kern wurde kurzerhand mittels Wagenheber einfach herausgebrochen, was viel Arbeit mit der Kettensäge erspart.

Diese Helfer der Moderne wurden für das Projekt samt Schutzausrüstung vom Hersteller geponsort und die Projektteilnehmer  durch den Erwerb eines Kettensägescheins eigens für den Umgang damit geschult. Das ist der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit geschuldet. Mit den Mitteln der Spätbronzezeit - aus der das Fundstück, das den Experimental-Archäologen als Vorlage dient - wäre der Bau in einer Woche nicht machbar, ist sich Frank Trommer, der für das Landesdenkmalamt am Projekt teilnimmt sicher. Die Oberfläche werde später aber auf jeden Fall noch mit authentischem Werkzeug behauen.

Ganz spontan hat sich das vierte Team aus Jugendlichen der Hörigemeinde gebildet. Leander Dix, der Film studiert, sollte das Projekt eigentlich nur medial begleiten. Gemäß des Mottos: "Wenn ich schon die meiste Zeit da bin, kann ich auch mitmachen" fand er auch gleich Mitstreiter für den zweiten Eschenstamm, der noch übrig war. 

Einbaum-Regatta geplant

Zusammen mit weiteren, internationalen Teams und deren Einbäume, ist Ende Mai eine Einbaum-Regatta vor Wangen geplant. Ob und wie die Veranstaltung stattfinden kann, muss jetzt abgewartet werden. Weitere Informationen zur Regatta und Hintergründe zum Bauprojekt sind in einer der kommenden Ausgaben der IBN nachzulesen. 

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