Umweltfreundliche Unterwasseranstrich
Suche nach umweltfreundlichen Unterwasserfarben
23.10.2010 von IBN
Fehlendes Unrechtsbewusstsein und die Möglichkeit, sich mit der großen Schöpfkelle aus den Farbfässern der Berufsschifffahrt zu bedienen, scheinen der Hintergrund zu sein. Der Schaden für das Image der Wassersportler ist immens, denn weitsichtig hat niemand von den Umweltsündern gedacht und wer als Saubermann in den Wattenmeeren segeln will, kann als Entschuldigung nicht auf die Berufsschifffahrt zeigen.
Verbote scheinen unausweichlich
TBT-haltige Antifoulings sind auch am Bodensee verboten – seit einigen Jahren schon. Man hat nach Alternativen gesucht und sie in Antifoulings auf Kupferbasis gefunden. Gemäß der schweizerischen Buwalliste sind zudem auch einige triazinhaltige Antifoulings erlaubt. Die Wassersportler haben sich mit dem Verbot arrangiert und erfolgreich auf diese Antifoulings umgestellt.
Doch nach dem Verbot von TBT-haltigen Antifoulings droht jetzt auch diesen Alternativen – wie bereits in den Niederlanden und Schweden – das Aus, wo solche Farben inzwischen für Süßwassergebiete verboten sind. Noch dürfen sie aber – und das soll ausdrücklich betont werden, um jede Verunsicherung zu vermeiden – am Bodensee verwendet werden, denn die Suche nach Alternativen gestaltet sich schwierig und zeitaufwendig. Und wie umweltschädlich Kupfer einzustufen ist, darüber sind sich die Experten noch lange nicht einig. Gemäß Richtlinie der IBK für die Reinhaltung des Bodensees vom 27. Mai 1987 sind zwar Antifoulings unzulässig, deren biozide Zusätze in das Wasser übergehen können. Farben auf Kupferbasis werden vom Umweltministerium Baden-Württemberg bisher aber nicht zu den biozidhaltigen Farben gezählt.
Am Bodensee jedenfalls wurden im letzten Jahr von der Bodensee-Stiftung vorsorglich Wasserproben entnommen. Dabei wurde man in den Häfen fündig, wo man in den Analysen Rückstände des organischen Biozids Irgarol (ein Triazin) und Kupferrückstände fand und dass die Sportschifffahrt für diese Einträge verantwortlich ist, liegt nahe. Zwar verbietet die Bodensee-Schifffahrtsordnung kupferhaltige Anstriche, wie bereits gesagt, bisher nicht und auch triazinhaltige Hartantifoulings sind zumindest in der Schweiz erlaubt. Der Schritt zu einem Verbot der kupferhaltigen Antifoulings ist jedoch nicht weit, zumal jetzt Alternativen zur Verfügung zu stehen scheinen und die Internationale Gewässerschutzkommission anscheinend die Richtlinie zur Reinhaltung des Bodensees von 1987 überarbeitet.
Um so richtiger und zukunftsweisender hat sich damit das schnelle und rechtzeitige Handeln des Bodensee Segler-Verbandes (BSVb) erwiesen, der das 1997 auf Anregung des Deutschen Segler-Verbandes ins Leben gerufene Projekt „Bewuchs vermeiden + Bewuchs entfernen = Umwelt schützen“ im letzten Jahr mit umfassenden Plattenversuchen flächendeckend für den See fortführte. Mitbeteiligt an dem Projekt waren der Lochauer YC, YC Hard, YC Langenargen, YC Romanshorn, Konstanzer YC, YC Stockach, St. Gallischer YC, YC Fließhorn, YC Radolfzell, SV Eschenz, SV Staad und die Krüger-Werft in Gottlieben, der Landes-Segler-Verband Baden-Würt-temberg, Arge Fun und die Bodensee-Stiftung.
Das Institut LimnoMar in Hamburg wurde beauftragt, die Aktion wissenschaftlich zu betreuen.
Die am Ende der Saison an LimnoMar gelieferten Testplatten wurden inzwischen untersucht und ausgewertet, die Ergebnisse liegen vor: Dabei gaben neben den mit zwölf verschiedenen Produkten beschichteten Platten unbeschichtete Platten Auskunft über die Zusammensetzung des Bewuchses am Bodensee. Es sind vor allem verschiedene Formen der Grünalgen, die sich auf den Schiffsrümpfen festsetzen, des Weiteren Zebramuscheln, Insektenlarven, Moostierchen, Diatomeen und Schalenamöben. Diese Organismen kommen praktisch überall im See vor, wobei ihre Konzentration allerdings unterschiedlich ist. So war die Zebramuschel z. B. besonders stark auf den Testplatten in Hard, am Fließhorn und in Staad vertreten, wo sie einen Bedeckungsgrad von 20 bis 45 Prozent erreichten, während Grünalgen in Bodman und Eschenz nicht zu finden waren.
Die Grünalgen (Polster-Grünalgen und Borstenscheibe) hinterlassen durch die Ausscheidung von Kalk eine harte, rauhe Oberfläche, die besonders hartnäckig ist. Andere Bewuchsarten wie die der Astalgen oder Zuckmücken sind dagegen gering haftend und daher leicht zu entfernen, urteilt B. Waterman, der Leiter von LimnoMar. Insgesamt stuft er den Bewuchs am Bodensee als stark ein. Er lässt sich zudem „nur mit einem Spachtel oder rauhem Schwamm (Scotch Brit) vollständig entfernen“. Dass kein Boot eine solche Behandlung länger ohne Schäden übersteht, ist einleuchtend. Der Schutz des Unterwasserschiffes mit speziellen Farben ist daher unumgänglich.