Vielfältige Aufgaben für Bodensee Seglerverband
Lochau, 20.11.2019 von Michael Häßler
Ein Dauerthema der Verbandsarbeit sei „Yardstick“, so Reiser. Nach diesem Handycapsystem segeln verschiedene Bootstypen gegeneinander. Dieses System, ursprünglich für sportlich weniger anspruchsvolle Regatten auf Clubebene entwickelt, ruft immer wieder kontroverse Diskussionen hervor. „Wir hätten am Liebsten gar keine derartige Regatta mehr im Programm,“ äußerte Reiser seine persönliche Meinung dazu.
Deshalb freue er sich besonders über den anhaltenden Erfolg der vom Verband geförderten Bodensee Einheitsklasse J70, die Reiser auch gerne im Programm der Bodensee Woche sehen würde, ebenfalls einem „Kind“ des Verbands, wie er betonte.
Er lobte die herausragende Präsenz des SMC Überlingen, des BYC Überlingen sowie des Württembergischen YC und des Konstanzer YC auf Bundesligaebene, bei der auf diesem auch international populären Boot gesegelt wird. Dies käme der Klasse auch am Bodensee entgegen.
Der zweimalige Gewinn der Youth Champions League durch den BYC Überlingen habe auch international dazu beigetragen, dass man unser Revier kennt und beachtet. Der Verband zeichnete die erfolgreiche Mannschaft deshalb mit der „Silbernen Lädine“ als Bodensee-Segler des Jahres aus.
Ebenfalls für ihre sportlichen Leistungen geehrt wurden Elena Stoltze und Katharina Schwachhofer vom YC Radolfzell. Sie errangen im 29er jeweils den U17-Titel bei den Weltmeisterschaften sowie bei den Europameisterschaften. Außerdem errangen sie die Bronzemedaille bei der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Bundesligamannschaft des YC Hard für ihren Titelgewinn bei der diesjährigen Serie und der Qualifikation für die Champions League.
Den Ehrenpreis „Jugend will Segeln“ erhielt die Segelakademie des Vorarlberger Landesseglerverbands, die im Collegium Bernardi Mehrerau in Bregenz angesiedelt ist. Die Akademie hat sich vorgenommen, die beiden Pole Leistungssport und Schulausbildung in Einklang zu bringen, was die unbedingte Voraussetzung für eine sportliche Karriere darstellt. Die in dieser Initiative engagierten Personen hätten zahlreiche Hürden beseitigen müssen. Reiser dankte in diesem Zusammenhang auch dem YC Bregenz, der seine Infrastruktur kostenlos der Schule zur Verfügung stellt.
Im Anschluß wurde mit der Siegerehrung der Bodenseemeister im 420er auch der seglerische Nachwuchs gewürdigt, der ohne die breite Unterstützung von Eltern und Verein nicht diese Erfolge realisieren könnte.
Ein besonders emotionaler Moment war die Auszeichnung von Pablo Erat mit dem Funktionärspreis „Das goldene Buch“. Erat engagiert sich seit vielen Jahren und in vielfältiger Form beim YC Arbon und bei Swiss Sailing. Bei den olympischen Spielen in Sydney und Athen begleitete Erat die Schweizer Delegation auch als Koch. „Er steht für die währschafte Küche, “ wie Laudator Theo Naef betonte.
Die Tätigkeiten des Verbands erstrecken sich aber nicht nur auf sportliche Aktivitäten. Weil Segelsport nun einmal in der Natur stattfindet, gibt es hier immer wieder Interessenskonflikte. Der Verband verweist aber ausdrücklich darauf, dass er Naturschutzmaßnahmen aus ganzer Kraft unterstützt, sofern diese im nachvollziehbaren Rahmen stattfinden.
Das ganze Jahr über habe den Verband das geplante Naturschutzgebiet Markelfinger Winkel beschäftigt, dessen Gebietskulisse nach ersten Informationen nur eine vergleichsweise kleine Fläche umfassen sollte, im Verlauf des Jahres aber auf den kompletten Seeteil bis über die Mettnauspitze hinaus ausgeweitet wurde.
Ebenso umweltrelevant war der offene Brief vom Januar zum Thema Felchenzucht, in dem der Seglerverband seine Vorbehalte gegenüber dieser weiteren Begrenzung der Wasserfläche, sowie der Gefahren aus Fütterung, Kot und Medikation zum Ausdruck gebracht hat.
Von vielen Delegierten bedauert wurde, dass das seit 60 Jahren vom IBN-Verlag produzierte Jahrbuch des Bodensee Seglerverbands (BSVb) und des Internationalen Bodensee Motorbootverbands (IBMV) nicht mehr erscheinen wird. Die immer geringer werdende Nachfrage durch die Mitglieder rechtfertige dieses Engagement nicht mehr.
Wie eingangs erwähnt, macht auch die Digitalisierung vor dem Fahrtensegeln nicht halt. Es gibt bereits etliche, teils schon erfolgreich agierende elektronische Systeme zur Liegeplatzbuchung am Markt, die jetzt auch an den Bodensee drängen. Es gäbe keinen Sinn, sich dagegen zu stemmen, so der Verband. Eher solle man dem Thema aktiv begegnen, damit die Wassersportler die Kontrolle über die Entwicklung und vor allem über ihre Daten behalten.
Der Schweizer Vizepräsident Theo Naef erklärte, dass man aber nicht mit einer eigenen App in Konkurrenz zu anderen Systemen treten wolle. Viel eher wolle man die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich möglichst mehrere elektronische Systeme etablieren könnten, die miteinander im Wettbewerb stünden. Er stelle sich vor, dass der Verband eine zentrale Datenbank betreibe, mit der sowohl Apps von gewerblichen Anbietern als auch die Hafenbetreiber kommunizieren könnten. Dabei arbeite man eng mit dem Motorbootverband zusammen.
„Das ist kein leichtes Unterfangen,“ wie Reiser betonte. Ihm sei klar, dass eine solche Initiative nicht nur auf Zustimmung stoße. Er hoffe aber, dass ein solches System eines Tages vielleicht den selben Erfolg haben könne, wie die damals ebenfalls vom Verband lancierten Liegeplatzschilder.
Nach einer kurzen, teils kontroversen Diskussion erhielt das Präsidium von den Delegierten den Auftrag, die praktische Umsetzung zu prüfen.
Lesen sie den ausführlichen Bericht in IBN 12/2019