Sieg für "Paulchen"

The Race

Langenargen, 16.09.2019 von IBN

Die Langstreckenregatta „The Race“ hat einen neuen Gewinner: Der Katamaran „Paulchen“ von Dominic Stahl (Württembergischer YC) gewann nach knapp 14 Stunden Segelzeit mit wenigen Sekunden Vorsprung vor dem Vorjahressieger „Skinfit“ von Fritz Trippolt (YC Bregenz). 47 Boote waren am Samstag, 14. September bei der 70-Meilen-Regatt an den Start gegangen.

Der Start erfolgte am Samstagmorgen um acht Uhr vor dem Malereck von Langenargen. Noch war der See eher glatt, die Sonne schien im Uferbereich, nur in Seemitte waren noch Nebelbänke. Die guten Wetteraussichten hatten zu einigen Nachmeldungen geführt, so dass 47 Boote ins Rennen gingen. Wie der Veranstalter berichtet, waren der Bregenzer Fritz Trippolt mit seinem Katamaran „Skinfit“ (Typ Decision D35), und der Vorjahreszweite, Ralph Schatz (Lindauer SC) auf dem Katamaran „Orange Utan“ (SL 33) schon zwei Stunden später zwischen Meersburg und der Mainau. Der Rest des Feldes  dümpelte, laut Mitteilung, zu diesem Zeitpunkt noch zwischen Friedrichshafen und Immenstaad. Den ganzen Tag dominierte eher Flaute, durchsetzt mit einzelnen Windstrichen. Die galt es zu erwischen - und dann kamen sowohl Rennschiffe wie auch konventionelle Boote gut in Fahrt. 

Nach drei Stunden rundeten die beiden Spitzenreiter bei wechselnden Führungen die Wendemarke in Bodman, verfolgt von „Holy Smoke“ (Eigenbau von Albert Schiess, YC Arbon), „Green Horny“ von Sammy Smith (ebenfalls YC Arbon), „Paulchen“ (Typ Ventilo M2) von Dominic Stahl und auch der „Wild Lady“ von Wolfgang Palm (YCL), dem schnellsten Einrumpfboot (Wilke 49). Das Duell an der Spitze wurde zum Dreikampf: Gegen 18 Uhr segelten „Skinfit“, „Orange Utan“ und „Holy Smoke“ durch das Tor vor Langenargen. Keine hundert Meter trennten das Trio, das nun auf die zweite Hälfte des Kurses segelte, die Runde bis Lochau und wieder zurück. Noch lag „Paulchen“ rund fünf Kilometer achteraus.

Drei Stunden später, nach einem traumhaften Sonnenuntergang, zeigte sich auf dem Rückweg zum Ziel vor Langenargen ein ganz anderes Bild: „Skinfit“ und „Paulchen“ segelten nun unmittelbar nebeneinander vor den Verfolgern. Dahinter duellierten sich „Orange Utan“ und „Holy Smoke“. Immer wieder kam dasjenige Boot der beiden „Pärchen“ zuerst in Fahrt, das weiter draußen im See lag, nahm Fahrt auf, segelte davon - bis zum nächsten Flautenloch. Dann kam der Konkurrent - und blieb ebenfalls in der Flaute liegen. Die Verfolger kamen dem Spitzenduo näher. Das Spiel wiederholte sich, die Spannung stieg. Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel konnte „Paulchen“ zum ersten Mal einen nennenswerten Vorsprung herausholen, segelte weiter draußen im See. „Skinfit“ blieb näher an Land, hatte damit aber den kürzeren Weg zum Ziel. Würde es trotz des weiteren Weges für die mintgrüne „Paulchen“ reichen? Es wurde knapp: Das führende Boot musste um jeden Zentimeter kämpfen, um die Zielboje kurz nach der Hafeneinfahrt des BMK Yachthafen Langenargen noch zu erreichen. Trippolt konnte mit der „Skinfit“ das Ziel direkt anliegen, musste aber durch die Windabdeckung vor der Argenmündung. Doch es reichte: Um 21.48 Uhr war Dominic Stahl im Ziel, 50 Sekunden vor der „Skinfit“. Viereinhalb Minuten nach dem Sieger kam Ralph Schatz mit der „Orange Utan“ ins Ziel, danach Albert Schiess. An fünfter Stelle überquerte - neun Minuten nach dem Sieger - Wolfgang Palm mit der „Wild Lady“ als schnellstes Einrumpfboot die Ziellinie.

„Kurz vor Lindau hatten die anderen Kats offenbar auf uns gewartet“, blickte Patrick Egger, Taktiker auf Stahls „Paulchen“ zurück. „Mit einem Glücksschlag sind wir auf dem Rückweg dann an allen vorbei gekommen, nur die Skinfit war noch vor uns. Doch dort war absolut kein Wind, sie parkte regelrecht.“ Im Zeitlupentempo kämpften die beiden Boote um jeden Zentimeter. Die Skinfit wendete Richtung Ufer, vermutete dort besseren Wind. „Das war ihr Verhängnis“, so Egger. „Am Schluss mussten wir extrem hart am Wind knüppeln, um die Zieltonne zu erreichen. Denn zwei Wenden mit dem Kat hätten uns über 200 Meter gekostet“, erklärte Egger, der vor rund zehn Jahren einmal im olympischen Tornado mit Stahl segelte. Mit an Bord waren noch Nils Deike und Bastian Modrow. „Bisher waren wir ewige Zweite, aber jetzt ist der Bann gebrochen“, jubelte Egger am Sonntagmittag. 

„Wir hatten zwar optimale Wetterbedingungen, aber nur lokale Winde. Das ist typisch für eine Hochdruckwetterlage im Herbst. Es ist manchmal gut gelaufen, dann aber standen die Boote wieder im nächsten Flautenloch“, so Wettfahrtleiter Hans Walter Jöckel. „Nachts war es warm und durch den Vollmond auch sehr hell“, so Jöckel weiter über eine Langstreckenregatta, wie man sie sich am Bodensee eben vorstellt. 

Beim Zeitlimit am Sonntag um 14 Uhr hatten 34 Schiffe das Ziel tatsächlich erreicht, zehn hatten aufgegeben. Drei Boote, die noch auf der Bahn waren, wurden mit berechneten Zielzeiten nach den gewerteten in die Ergebnisliste eingesetzt, die auf der Homepage des Yacht Club Langenargen (www.ycl.la) abrufbar ist. Dort kann das Rennen auch mit einem Zeitraffer des Trackings zurückverfolgt werden. Siegerehrung und Bekanntgabe, wer die Sonderpreise gewonnen hat, erfolgen am kommenden Samstag im Rahmen der Interboot.

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