Deutsche 49er-Crews segeln nur knapp an EM-Medaillenrängen vorbei

Finnsegler verpassen Chance auf Nationenqualifikation für Tokio 2020

20.05.2019 von IBN

19. Mai 2019. Die beiden erfolgreichsten deutschen 49er-Crews bei der Europameisterschaft im ehemaligen britischen Olympiarevier vor Weymouth sind nur knapp an den Medaillen vorbeigesegelt. Die Rio-Bronzemedaillen-Gewinner Erik Heil und Thomas Plößel (Norddeutscher Regatta Verein) erkämpften beim Kräftemessen mit der kompletten Weltelite der Skiffsegler Platz fünf. „Das hat unsere aktuelle Erwartungshaltung fast übertroffen. Wir sind aufgrund unserer Studien noch bis Sommer im Trainingsrückstand und das bekommt man an langen Tagen zu spüren“, sagte Erik Heil.

Die Trainings- und Teamkameraden Justus Schmidt und Max Boehme (Kieler Yacht-Club) beendeten die kontinentalen Titelkämpfe auf Platz sechs. „Mit beiden Ergebnissen können wir zum jetzigen Trainingsstand zufrieden sein. Wir sind auf sehr gutem Weg“, sagte 49er-Bundestrainer Marc Pickel. Die WM-Dritten von Aarhus, Tim Fischer (Norddeutscher Regatta Verein) und Fabian Graf (Verein Seglerhaus am Wannsee), die in Regie von 49er-Bundestrainer Max Groy trainieren, beendeten die herausragend besetzte Europameisterschaft mit zwei starken zweiten Rängen, mussten aber nach 20 Wettfahrten mit Platz 16 zufrieden sein. 

Die Europameisterschaft hat ihre Teilnehmer an den letzten Tagen aufgrund flauer Winde auf einige Geduldsproben gestellt. So trugen die 49er-Segler ihre letzten Rennen der Hauptrunde am Sonntagmorgen in nur drei bis vier Knoten Wind aus und warteten dann viele Stunden auf den Startschuss für ihr Medaillenrennen, dass jedoch um 18 Uhr aufgrund der hartnäckigen Flaute abgesagt werden musste. Die Serie gewannen ohne Finale die neuseeländischen Olympiasieger und America’s-Cup-Gewinner Peter Burling und Blair Tuke. Neue Europameister sind die Briten Dylan Fletcher und Stuart Bithell. 

DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, an diesem Wochenende auch als Vize-Präsidentin des Weltseglerverbandes World Sailing beim Halbjahrestreffen im Chelsea Football Club in London gefordert, sagte: „Die 49er-Gruppe im German Sailing Team macht weiter einen sehr starken Eindruck und leistet mit ihren Trainern Marc Pickel und Max Groy hervorragende Arbeit. Das Team nimmt überzeugend Kurs auf Enoshima 2020.“ 

Bei den parallel ausgetragenen Europameisterschaften der olympischen 49erFX-Seglerinnen hatten Tina Lutz (Chiemsee Yacht Club) und Susann Beucke (Hannoverscher Yacht-Club) das Medaillenrennen der besten zehn Crews als Zwölfte knapp verpasst. Vicky Jurczok und Anika Lorenz (Verein Seglerhaus am Wannsee) fanden als Achtzehnte in England nicht ganz zur gewohnten Form. Die Serie gewannen die Brasilianerinnen Martine Grael und Kahena Kunze. Neue 49erFX-Europameisterinnen sind die Holländerinnen Annemiek Bekkering und Annette Duetz. 

Auch bei den europäischen Titelkämpfen in der olympischen Mixed-Katamaran-Klasse Nacra 17 fehlte Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club) zum Einzug ins Finale der besten zehn Crews nicht viel. Dem eigenen Anspruch genügte das norddeutsche Duo aber nicht ganz. Paul Kohlhoff, dessen Team mit Bundestrainer Marcus Lynch trainiert, sagte: „Wir haben uns tatsächlich hier bei der EM nicht ganz so stark gefühlt wie noch in Palma. Nach dem Crash dort sind wir aktuell mit etwas anderem Material unterwegs. Das hat nicht geholfen. Und dann haben wir auch einige Fehler gemacht, die man sich da, wo wir hinwollen, einfach nicht mehr leisten darf. Unser Anspruch ist besser zu sein, als wir es hier waren. Wir sind aber glücklich darüber, dass wir die Kriterien für den Start bei den Pre-Olympics in diesem Jahr erfüllt haben.“

Deutsche Finnsegler verpassen Chance auf Nationenqualifikation für die Olympischen Spiele 2020 – eine letzte kleine Chance bleibt

Bei der Europameisterschaft der Einhandjollen in Athen haben die deutschen Finn-Dinghy-Segler die Chance verpasst, für ihre Klasse den Nationenplatz bei den Olympischen Spielen 2020 zu sichern. Für den Berliner Phillip Kasüske (Verein Seglerhaus am Wannsee) und den Kieler Max Kohlhoff (Norddeutscher Regatta Verein) lag die Latte bei den kontinentalen Titelkämpfen in der mit olympischen Medaillengewinnern und Weltmeistern gespickten Flotte zu hoch. 

Weder der 26-jährige Kohlhoff noch der 24-jährige Kasüske konnten in den Kampf um nur vier bei dieser EM ausgelobte Olympia-Startplätze für Enoshima eingreifen. Sie schlossen die EM auf den Plätzen 29 und 30 ab. Damit bleibt den Finn-Athleten im German Sailing Team und ihrem Trainer Mark Bulkeley nur noch eine Last-Minute-Chance im olympischen Jahr 2020, wenn voraussichtlich bei der Weltcup-Regatta in Genua ein letzter Platz für eine europäische Nation zu haben ist.

„Wir zählen immer noch zu den Jüngsten in unserer Klasse mit so vielen starken Seglern. Wir hatten hier eine Chance, aber wir wussten auch, dass es in der herausragend besetzten Flotte sehr hart wird. Leider hat es nicht geklappt“, sagte Max Kohlhoff, „ich selbst bin hier in diesem Revier einfach nicht in den Rhythmus gekommen. Aber Aufgeben ist natürlich keine Option. Wir werden bis zum Ende kämpfen.“ 

Mit insgesamt nur 19 zugelassenen Startern werden die Finnsegler bei der olympischen Regatta 2020 im japanischen Revier von Enoshima eines der kleinsten Felder bilden. Nur die 470er-Flotten sind ebenso klein. Die entsprechend begrenzten Qualifikationsmöglichkeiten – verteilt auf die verschiedenen Kontinente – lassen nur wenig Spielraum. „Wir sind natürlich enttäuscht, dass unsere Segler den Nationenplatz bei der Europameisterschaft in Athen nicht sichern konnten, aber das ist für den Moment als sportliches Ergebnis so zu akzeptieren. Wir werden intern besprechen, wie es jetzt weitergeht“, erklärte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner.

Die Europameisterschaft der Finnsegler, die in flauen Winden unter einigen Ausfällen litt und für die Top Ten bereits nach acht Wettfahrten ins Medaillenrennen führte, gewann der britische Olympiasieger Giles Scott (48 Punkte) vor dem Neuseeländer Andy Maloney (52 Punkte) und Zombor Berecz  (61 Punkte) aus Ungarn

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