Wie das Wetter den Seglern hilft
Friedrichshafen, 19.03.2019 von Anette Bengelsdorf
Innertropische Konvergenzzone – nein? Vielleicht äquatoriale Tiefdruckrinne. Auch keine Ahnung?
„Die Entstehung von dynamischen Hoch- und Tiefdruckgebieten muss man den Kindern nicht erklären, aber als Trainer sollte man das Prinzip verstanden haben“, sagt Schnekenburger, Beauftragter für Segeln in der Schule beim Landesseglerverband Baden-Württemberg. Denn Segeln sei, anders als Fußball, ein wissenschaftlich unterfütterter Sport, in dem es um mehr gehe, als sein Boot zu beherrschen. Und wer als Trainer nicht weiß, wie das Windsystem am Bodensee funktioniert, schickt vielleicht bei scheinbar leichter Bise seine Optikinder vor Überlingen auf den See, um auf der Seemitte bei sechs Beaufort und riesen Wellen ein ernstesProblem zu bekommen. Clever segeln heißt eben auch, den Wind beobachten, Richtung, Stärke, Temperatur und Veränderungen zu verstehen und taktisch für sich zu nutzen. „Wichtig ist, dass man als Segler weiß, dass bei anrückendem Tiefdruckgebiet ein Rechtsdreher kommt“, sagt der Lehrer für Mathematik und Geografie.
Neben reichlich Hintergrundwissen versorgte er am Samstagvormittag die Lehrgangsteilnehmer mit pädagogischen Grundlagen zur Unterrichtsgestaltung, damit Kinderverstehen wie Uferthermik oder Winddreher entstehen, wie sie sie erkennen können und um ihnen zu zeigen, wie man davon profitiert.
„Mit Tilo als Pädagogen und Experten nimmt man ganz viel mit“, sagt Thomas Loewen. Für den Landes-Segler-Verband kümmert sich der Trainer um den potenziellen Nachwuchs aus den drei Vereinen BYCÜ, SMCÜ und SGÜ. Bei den ganztägigen Seminaren schätzt er auch den Austausch mit Kollegen. So kommt die Diskussion über die Corioliskraft in der Mittagspause, angeregt durch Vicente Garcia Alvarez, erst richtig in Fahrt. Der Trainer des ASV Stuttgart will wie Tom Loewen seine Lizenz C für Leistungssport verlängern. Selbst ein Trainer aus Rheinland-Pfalz, vom SV Worms, ist zur Fortbildung bis an den Bodensee gereist. Die Qualität der Ausbildung überzeuge ihn hier. Deshalb habe er bereits seine Trainerlizenz in Baden-Württemberg gemacht.
Die alle vier Jahre erforderliche Lizenz-Verlängerung erfolgt beim LSV nach dem Baukastensystem mit dem Besuch von drei Ganztagsseminaren zur Jugendleiter- und Trainerfortbildungen sowie Seminaren im Bereich Wettsegeln.
Nach dem Mittagessen schlug Tilo Schnekenburger den Bogen von der Großwetterlage hin zum Segelrevier. Erklärte den Einfluss von Uferbeschaffenheit auf die Windrichtung, dassWolken den Wind verändern und zeigte, dass ein Segler diesem Geschehen mit dem nötigen Wissen nicht hilflos ausgeliefert ist.
Schnekenburger: „Segeln berührt so viele Welten, lassen wir die Kinder daran teilhaben“.