Sanft wie eine Fata Morgana
Konstanz, 03.12.2018 von Anette Bengelsdorf
Vielleicht steckte so manchem noch die letztjährige Eiserne mit eiskaltem Starkwind, kabbeligem Wellengang, Bruch und Gerempel in den Knochen. Vielleicht war die geringe Teilnehmerzahl auch nur dem ungewöhnlich niedrigen Wasserstand geschuldet. Doch wer dabei war bekam Genusssegeln bei angenehmen Temperaturen serviert.
Bei leichtem Wind wurde das Startschiff vor Bottighofen verankert und pünktlich und im Fünfminutentakt schickte die Wettfahrtleitung die drei Startgruppen Richtung Luvtonne los, die weit außerhalb des Trichters im Südosten lag. „Die Starts waren alle sehr gemütlich, fair und zurückhaltend“, sagte Matthias Hagner. Und dadurch, dass der Wind schon zehn Minuten nach dem ersten Start nachließ, zog sich das Feld in die Länge. Kein Unfall, keine Kollision, kein Protest. „Das Aufregendste war ein Strafkringel nach einer Tonnenberührung“, konnte der Wettfahrtleiter berichten.
Ganz still war es auf dem Wasser. Neben einem leisen Plätschern war nur das Knarzen der Schoten auf den Winschen zu hören, wenn Vorschoter vorsichtig ihre Segel fierten.
Wie zu erwarten ging der Katamaran von Ralph Schatz, ein SL 33 mit Namen „Black Jack“ als erster um die Tonne. Ganz vorne mit dabei ein Starboot, eine B-One mit Andi Lochbrunner an der Pinne und der 45qm Nationale Kreuzer „Gaudeamus“ Baujahr 1912.
Mit grünem Gennaker glitten vier Scheichs aus dem Morgenland vorbei. „Wie eine Fata Morgana, so nah und doch so weit“, dudelte orientalisch angehaucht ein Schlager aus den Lautsprechern ihrer J-70. Dann schlief der Wind ein und die Leetonne war weit und breit nicht zu sehen.
Auch zwei fliegenden Einhörner auf einem Nacra-Katamaran waren unterwegs. „Blöd“, ließ der im rosaroten Plüschanzug wissen, „mein Schwanz hängt immer im Wasser“. „Stimmt“, rief einer von der HOC Neustadt zurück, „hinten auch“.
Die Stimmung war gut, auch auf der Zuschauerfähre. Ralph Schatz fuhr zur Begeisterung des Publikums seinen eindrucksvollen schwarzen Katamaran dran vorbei und ließ sich bejubeln. Nach 42 Minuten und 5 Sekunden ging er als erster durchs Ziel, mit Yardstick 53 verrechnet schaffte er es auf den vierten Platz.
„Der Wind war zu instabil“, begründete Matthias Hagner die Entscheidung der Wettfahrtleitung zur Bahnabkürzung. Alle Teilnehmer segelten somit die Kurze Bahn und alle kamen im Zeitlimit ins Ziel.
Die ersten drei Plätze der „langen Bahn“ wurden von leichten Sportbooten belegt. Als erster fuhr der Schweizer Ueli Naef mit seinem Kieljollenkreuzer über die Ziellinie, gefolgt von Thomas Begher auf einer Longtze und Elmar Graf mit einer First Class 8.
Auch die Sieger der „kurzen Bahn“ waren in Nussschalen unterwegs. Erster wurde Axel Rimmele auf seinem Finn Dinghy, zweiter Johann Ringelmann in einem Microcupper und dritter Adrian Huber auf einem Fireball.
Um 15:30 Uhr, nach mehr als drei Stunden, ging der letzte ins Ziel. So schaffte es auch die Wettfahrtleitung um 16 Uhr in den Hafen und konnte sich umgehend an die Auswertung der Ergebnisse machen. Denn anders als die Jahre zuvor, sollte die Preisverleihung noch am Samstag um 21 Uhr stattfinden. Ein Verfahren, das man zukünftig beibehalten will, wie Matthias Hagner sagte. Anders als am Sonntagmorgen, sei der Saal im Konzil voll gewesen bis an die Tür.
Trotz gleicher gesegelter Strecke wurden beide Wanderpreise vergeben und wer da leer ausging hatte noch die Chance, den Kostümpreis zu gewinnen. Dieser ging weder an die fliegenden Einhörner, noch an die Scheichs aus dem Morgenland. Es waren die Wikkinger der „Cherimar“, einer Dufour 2800 mit Nicolai Rilli am Ruder, die den lautesten Applaus für die originellste Ausstattung bekamen. Etwas weniger beklatscht landete der „Fluch der Karibik“ auf der „Penelope“, einer Sun Odyssey 32.2, mit Vincente Garcia Alvarez am Ruder auf Rang zwei.
Die Ergebnisse sind zu finden unter: