42. Trofeo SAR Princesa Sofia Mapfre
01.04.2011 von IBN
Die spanische Regatta gilt unter den olympisch ambitionierten deutschen Seglern als wegweisende Ouvertüre zur nationalen Olympiaausscheidung in diesem Jahr. „Die Trofeo Princesa Sofia zählt zwar noch nicht für die Ausscheidung, ist aber eine wichtige Standortbestimmung nach dem Winter- und Frühjahrstraining“, sagt DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner (Hamburg), die vor Ort sein wird, „die Regatta wird zeigen, wo wir stehen und woran wir noch arbeiten müssen.“
„Die Felder in Spanien sind olympiareif. Ich möchte in die Top Ten segeln und damit meine Erfolge an der Seite internationaler Steuerleute im vergangenen Jahr 2011 mit Robert auch unter deutscher Flagge fortsetzen“, sagt Starboot-Vorschoter Frithjof Kleen, der zum ersten Mal seit 2007 wieder gemeinsam mit Steuermann Robert Stanjek an einer Regatta teilnimmt und ebenfalls dem Sailing Team Germany (STG) angehört. Das Duo aus Berlin zählt neben den Europameistern Johannes Polgar/Markus Koy (Hamburg), den Lübeckern Johannes Babendererde/Timo Jacobs und den Rostockern Alexander Schlonski/Matthias Bohn zu den mindestens vier deutschen Starboot-Teams, die in diesem Jahr um nur eine Fahrkarte zu den Olympischen Spielen kämpfen werden. Unter den 42 für die spanische Regatta gemeldeten Starboot-Mannschaften finden sich sieben Olympiasieger und mehr als zwei Dutzend olympische Medaillengewinner und Weltmeister.
Doch auch die anderen neun olympischen Disziplinen sind zum europäischen Saisonauftakt herausragend besetzt. Die Berliner 470er-Steuerfrau Kathrin Kadelbach bestätigt: „Es wird ein starkes Feld sein, was uns die Möglichkeit gibt, noch ein wenig an unseren Starts zu feilen. Ich bin zufrieden mit unserem Wintertraining, sowohl mit der deutschen Trainingsgruppe als auch mit unseren australischen Trainingspartnern. Palma und auch der folgende Weltcup vor Hyères geben uns nun die Möglichkeit, noch ein paar Dinge auszuprobieren. Wir freuen uns aber schon darauf, wenn es in Weymouth endlich losgeht.“
Die deutsche Olympiaausscheidung beginnt im Olympiarevier
Damit spricht Kathrin Kadelbach den Auftakt zur Olympiaausscheidung im Olympiarevier vor Weymouth an. Drei internationale Regatten bilden den Rahmen für die nationale Qualifikation zu den Olympischen Spielen:
1. ISAF Sailing World Cup Sail for Gold (Weymouth, 5. bis 11. Juni 2011)
2. ISAF Sailing World Cup Kieler Woche (Kiel, 18. bis 26. Juni 2011)
3. ISAF Weltmeisterschaft (Perth, 3. bis 18. Dezember 2011)
Der nationale Nominierungsweg für die deutschen Seglerinnen und Segler ist längst festgelegt. Er gilt als fair, leicht verständlich und beinhaltet den Auftritt vor heimischem Publikum während der Kieler Woche.
Grundvoraussetzung für die Vergabe der Olympiafahrkarten ist aber zunächst die Erfüllung der internationalen Kriterien des Weltseglerverbandes (ISAF). Jede Disziplin muss mit mindestens einem Team die sogenannte „Nationenqualifikation“ erfüllen, um den deutschen Startplatz in dieser Disziplin grundsätzlich zu sichern. Es ist jedoch nicht automatisch das Team für die Olympischen Spiele qualifiziert, das diese Nationenqualifikation gesichert hat.
Die deutschen Olympiafahrkarten werden erst am Ende der dreiteiligen nationalen Ausscheidungsserie vergeben. Grundlage ist die Norm des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): Der Nachweis der sogenannten Endkampfchance muss erbracht sein.
Hierzu werden aus deutscher Sicht alle internationalen und nationalen Teilnehmer der drei oben genannten ISAF-Regatten nach einem festgelegten Punktesystem in einer speziellen DSV-Wertung erfasst. Jeder deutsche Teilnehmer, der nach Abschluss der ISAF Weltmeisterschaft im Dezember in der internen DSV-Wertung unter den besten zehn Nationen platziert ist und mindestens 6 Punkte bei einer der drei genannten Regatten ersegelt hat, hat zunächst einmal die erforderliche DOSB-Norm erfüllt.
Das olympische DSV-Punktsystem ist so konzipiert, dass Podiumsplätze besser bewertet werden. So soll vor allem bei der Weltmeisterschaft zum Jahresende der Kampf um die Medaillen im Mittelpunkt stehen, taktisches Segeln und die draus möglicherweise resultierende Inkaufnahme schlechter Gesamtergebnisse dagegen verhindert werden. Anfang 2012 wird der DSV dem DOSB die bestplatzierten Mannschaften in jeder Disziplin mit olympischem Startplatz für Deutschland zur Nominierung für die Olympischen Spiele 2012 vorschlagen. Eine detaillierte Erläuterung des Ausscheidungssystems findet sich auf der DSV-Homepage (www.dsv.org).
Spannende Kämpfe um die Fahrkarte
Während Europameisterin Silke Hahlbrock und ihr Hamburger Match Race Team ohne nationale Konkurrenz Kurs auf die Olympischen Spiele 2012 nehmen und sich ganz auf die in dieser Klasse besonders schwere Sicherung des deutschen Startplatzes im überschaubaren olympischen Feld von nur zwölf zugelassenen Match-Race-Mannschaften konzentrieren können, werden in anderen Disziplinen spannende nationale Kämpfe um die Olympiafahrkarte erwartet. So segeln im Starboot mindestens vier Teams auf Weltklasseniveau. Auch im rasanten 49er bewerben sich mehrere Teams um das Ticket nach England. 49er-Steuermann Tobias Schadewaldt (Kiel), der sich an der Seite von Hannes Baumann (Kiel) für die Olympischen Spiele qualifizieren möchte, sagte vor dem Saisonauftakt in Spanien: „Wir möchten unsere Erfolge der letzten Jahre auf Mallorca wiederholen. Konkret peilen wir wieder das Medaillenrennen der besten zehn Mannschaften an. Die Palma-Regatta ist unser vorletzter Test vor Beginn der Olympiaqualifikation. Wir wollen deshalb starke Routinen festlegen und eine solide Serie hinlegen. Im vergangenen Jahr war es bei uns zu schwankend. Das können wir in der Olympiaqualifikation nicht brauchen. Wir haben im Training viel an unserer Konstanz gearbeitet und werden das jetzt in der Regatta anwenden.“ Zu Schadewaldts härtesten Konkurrenten zählt das Flensburger 49er-Duo Lennart Briesenick-Pudenz/Morten Massmann. Lennart Briesenick-Pudenz sagte: „Wir wollen bei der Palma-Regatta ein erstes Zeichen setzen. Sowohl für unsere nationalen, aber auch in Richtung der internationalen Konkurrenten. Wir haben ein sehr intensives Wintertraining mit hervorragenden Konkurrenten in Cadiz hinter uns und starten selbstbewusst in die Saison. Wir wollen uns eine gute Ausgangsposition für die ersten Qualifikationsregatten schaffen.“
Insgesamt geht es in zehn olympischen Segeldisziplinen um Nationenplätze und die nationalen Olympiafahrkarten. Ob am Ende tatsächlich alle Disziplinen bei den Olympischen Spielen mit deutschen Startern besetzt werden, ist abhängig von den Leistungen der Aktiven.