Der Sieger steht fest
28.02.2011 von IBN
Dieser Abstand reichte Lokalmatador Guido Belgiorno-Nettis zur Revanche fürs Vorjahr, als er Massimo Mezzaroma und Antonio Sodo Migliori in letzter Minute unterlegen war. So gewann der überglückliche Australier seinen ersten WM-Titel. Die Lüneburger Wolfgang und Angela Schäfer belegten mit der Struntje Light³ Rang neun.
Eine dreijährige Vorbereitung erfolgreich gekrönt: Für Belgiorno-Nettis wurde ein Traum wahr, es war phantastisch, was für ein Kampf. Bis zum allerletzten Moment haben wir nie aufgegeben. Der Finaltag war ein guter Tag für uns. Wir hatten das Glück der Tüchtigen, denn wir haben hart gearbeitet und so gut wie alles richtig gemacht.³ Auf der Preisverteilung erhielt Belgiorno-Nettis für seine und die glänzende Leistung seiner Crew die Rolex Farr 40-Weltmeisterschaftstrophäe und ein Rolex Yacht-Master Chronometer.
Auch die Schäfers haben ihr ausgegebenes WM-Ziel, mit einstelligem Platz in der oberen Tabellenhälfte zu landen, letztlich knapp erreicht. Es wäre aber mehr drin gewesen, denn unsere Bootsgeschwindigkeit war sehr gut³, bilanzierte der Eigner und Steuermann die vier Tage von Sydney. Allein eine umstrittene Disqualifikation im ersten Rennen des zweiten Tages hat der Struntje Light³ in der Endabrechnung mindestens den sechsten Platz gekostet, so eng liegen die Gegner direkt vor den einzigen deutschen Teilnehmern.
Die Bedingungen waren zum Abschluss der Rolex Farr 40-WM alles andere als einfach. Im ersten der beiden Tagesrennen wehte der leichte Nordostwind nur mit Stärke zwei bis drei, im zweiten mit bis zu vier Beaufort. Dabei kam es besonders auf die Taktik an und darauf, Ruhe zu bewahren. Mühsam erkämpfte Vorteile waren schwierig zu verteidigen; in beiden Wettfahrten gab es etliche Überholspuren. Die Nerone³ gewann das erste Rennen mit der Transfusion³ direkt im Kielwasser hinter ihr. Das ist aber nur die erste Hälfte der Geschichte.
Die zweite und entscheidende Wettfahrt gewann Jim Richardsons Barking Mad³ (USA) ebenfalls mit der Transfusion³ knapp dahinter. Die Nerone³ wurde nur Sechste. Das reichte nicht zur Titelverteidigung, die Transfusion³ war am Ende zwei Punkte besser. Ex-Weltmeister und Klassenpräsident Richardson kletterte durch die Leistung am Schluss noch aufs Podium vor Helmut und Evan Jahn mit der Flash Gordon³ (ebenfalls USA) sowie Lisa und Martin Hill mit der Estate Master³ (Australien).
Auf dem Kurs
Das neunte Rennen war ein echter Klassiker. Schon in der Vorstartphase wurden die Karten gemischt. Die Nerone³ wählte als einziges Team eine Position am Startschiff, niemand anderes überhaupt schien auch dort loszuwollen. Beim Start war das Boot zwar nicht besonders schnell, aber die Crew sich der eigenen Taktik sicher, und Überzeugung gewinnt oft. Die Transfusion³ lag irgendwo in der Mitte. An der Luvtonne schien das Spiel schon entschieden zu sein. Die Italiener rundeten die Marke als Erste mit einem deutlichen Vorsprung vor der Flash Gordon³ des in Deutschland geborenen Stararchitekten Jahn.
Die Transfusion³ dagegen war in der Mitte des Felds in Positionskämpfe verstrickt. Aber ihr Taktiker John Kostecki hat seine Olympiamedaille, den America¹s Cup und das Volvo Ocean Race 2002 auf der deutschen Yacht illbruck³ nicht per Zufall gewonnen. Taktisch gewieft und selbstbewusst gibt er ein Rennen nie vorzeitig verloren und ließ die Crew unerhört oft wenden.
Während die Nerone³ ihre Führung verteidigte, halste die Transfusion³ nach der Rundung der ersten Tonne sofort. Dadurch kletterte sie am Leetor schon auf den fünften Platz. Doch damit nicht genug. An der zweiten Luvtonne war sie schon Zweite. Kostecki & Co. kamen den Italienern zwar niemals so nahe, um deren Wettfahrtsieg noch zu gefährden, aber sie hielten die Spannung in der Gesamtwertung aufrecht. In früheren Rolex Farr 40-Weltmeistschaften war es oft Nerones³ Taktiker Vasco Vascotto gewesen, der aus der Verfolgerrolle im letzten Moment zuschlug. Doch der US-Amerikaner zeigte dem Europäer, dass auch er Nerven wie Drahtseile hat und am Schluss noch hoch pokern kann.
Im zehnten und letzten Rennen trennten zwei Zähler die Hauptprotagonisten, mit Vorteil für Italien. Die drittplatzierte Flash Gordon³ hatte 22 Punkte dahinter nicht einmal mehr eine theoretische Chance, in den Titelkampf einzugreifen. Jeder, der auf ein Matchrace, also einen Zweikampf der Gladiatoren gehofft hatte, wurde jedoch enttäuscht. Die Transfusion³-Crew hatte schlicht und ergreifend ihr bestes Rennen zu segeln und zu hoffen, dass genau dies dem Gegner nicht gelingen werde. Sie brauchten für einen Gesamtsieg im Ziel zwei Boote zwischen sich und der Nerone³.
Bereits am Start sah es gut für die Australier aus. Diesmal war die Nerone³ in Abwinden gefangen. Segeln in Mitten des Felds schadet der Bootsgeschwindigkeit, weil dort nicht frei agiert werden kann. So war die Transfusion³ an der ersten Tonne Zweite hinter der Barking Mad³, Mezzaromas Mannschaft aber nur Achte. Würde die Nerone³ ein ähnliches Comeback schaffen können wie im Rennen zuvor die Transfusion³? Nicht auf der ersten Vorwindstrecke. Im Gegenteil. Die Italiener fielen noch weiter zurück und waren als Zwölfte in noch größerer Not.
Der Druck lastete auf den Titelverteidigern. Die Transfusion³ hatte genug Distanz zwischen sich und den Verfolgern aufgebaut. Ihr blieb nur die Hoffnung, dass die anderen Teilnehmer genug Kampfgeist mitbrachten, um ihre Positionen gegen die Vorjahressieger zu behaupten. Dreien von ihnen gelang es.
Die nächste Rolex Farr 40-Weltmeisterschaft wird im Sommer 2012 in Chicago in den USA stattfinden.
ENDSTAND Rolex Farr 40-Weltmeisterschaft 2011
Platz. Bootsname, Eigner-Steuermann (Herkunft), R1-R2-R3-R4-R5-R6-R7-R8-R9-R10, Gesamtpunktzahl
1. Transfusion, Guido Belgiorno-Nettis (Australien), 4-4-2-1-7-4-4-5-2-2, 35 Punkte
2. Nerone , Antonio Sodo Migliori & Massimo Mezzaroma (Italien), 2-1-10-8-1-1-6-1-1-6, 37
3. Barking Mad, Jim Richardson (USA), 15-10-5-9-2-3-10-2-5-1, 62
4. Flash Gordon, Helmut & Evan Jahn (USA), 11-2-9-2-8-5-11-3-4-9, 64
5. Estate Master, Lisa & Martin Hill (Australien), 1-8-1-5-9-10-12-12-8-4, 70
6. Goombay Smash, William Douglass (USA), 9-6-17-10-11-16-1-63-3, 82
7. Kokomo, Lang Walker (Australien), 19-5-4-7-5-9-3-7-9-14, 82
8. Hooligan, Marcus Blackmore (Australien), 13-3-6-4-16-14-8-4-6-8, 82
9. Struntje Light, Wolfgang & Angela Schaefer (Lüneburg), 3-13-3-21-4-13-2-8-11-7, 85
10. Voodoo Chile, Andrew Hunn & Lloyd Clark (Australien), 5-9-8-15-3-2-15-16-12-5, 90