Das Teakdeck macht das Boot
07.02.2011 von Michael Häßler
Enerseits hat das traditionelle optische Gründe, andererseits ist Teakholz auch technisch ein fast ideales Material für Laufdecks. Es ist auch im nassen Zustand rutschfest und vor allem robust gegenüber vielerlei Einflüssen. Daneben ist das Holzdeck relativ unempfindlich gegenüber Verschmutzung, wogegen man auf einem rutschfest lackierten Deck ständig mit dem Feudel in der Hand unterwegs sein kann.
Teakholz hat aber zumindest einen gravierenden Nachteil: Es ist unverschämt teuer, wenn man auf eine solide Holzqualität Wert legt. Auf eine solche Qualität sollte man denn auch keinesfalls verzichten, weil der größte Kostenanteil beim Stabdeck nicht das Holz, sondern die Arbeitsstunden sind, die auch bei minderer Holzqualität in gleicher Höhe anfallen. Dazu kommt, dass hochwertiger Kleber und das Fugenmaterial auch keine richtigen Schnäppchen sind. Mit minderwertigem Holz wird man also die Gesamtkosten nur minimal verringern können. Was man aber mit Sicherheit verringert, ist die Nutzungsdauer des teuren Decksbelags.
Wie unterscheidet sich hochwertiges Holz von weniger geeignetem? Es ist langsamer gewachsen, dadurch feinfasriger und besitzt eine dichtere Zellstruktur, die wesentliche Kriterien für die Abriebfestigkeit sind.
Plantagenholz wächst allgemein schneller, so dass es früh geerntet werden kann. Grundsätzlich kann aber auch Plantagenholz von guter Qualität sein. Es kommt halt darauf an, worauf der Betreiber Wert legt, in welcher Lage der Baum wächst und vor allem auf was für einem Boden.
Nach wie vor hat Myanmar, das ehemalige Burma, die besten Gebiete für die Erzeugung von Teakholz. Das Land wird aber vom Westen wirtschaftlich boykottiert, um die dortige Regierung zu einer anderen Menschenrechtspolitik zu bewegen, wie es offiziell heißt. Andere Erzeugerländer profitieren davon, und auch an den Rohstoffbörsen wird der Preis für Teakholz künstlich nach oben getrieben.
Alternativen aus Holz
Jedenfalls besinnen sich die Bootsbauer auf altbekannte Alternativen, wie beispielsweise „Kambala“, das auch als „Iroko“ gehandelt wird. Dieses afrikanische Holz gilt traditionell als Konstruktionsholz für Wasserbau und als Teakersatz, ist mit dem asiatischen Teak aber nicht verwandt. Die technischen Eigenschaften sind vergleichbar, allerdings besitzt das Holz nicht diese charakteristische Farbe, sondern ist im frisch geschnittenen Zustand rötlich-braun und wird bei Bewitterung dunkelbraun.
Wem es also weniger auf traditionell-maritime Optik, sondern eher auf die technischen Aspekte ankommt, der ist mit Kambala auf dem Deck nicht schlecht bedient. Allerdings stellt sich die Frage, ob man überhaupt ein hölzernes Stabdeck möchte. Es gibt technisch hervorragende Decksanstriche oder aufklebbare Kunststoffmatten, die weniger pflegeintensiv sind.
Bei der letzten Interboot war auf dem Stand von Royal Nautic eine „Marex“ ausgestellt, die ein Stabdeck aus Esche besaß. Das Holz war nach einem speziellen Verfahren thermisch behandelt, wonach es nicht nur extrem witterungsfest sein soll, sondern auch extrem hart. Dieses Eschendeck war nicht nur sorgfältig gefertigt, sondern sah auch optisch sehr ansprechend aus.
Auch „Kebony-Holz“ ist in skandinavischen Ländern relativ populär und wird vorwiegend im Bau, für Stege und Terrassenbeläge, aber auch für Stabdecks eingesetzt. Dabei wird Ahorn mit einem speziellen Alkohol behandelt, der die Zellstruktur verändern soll, wodurch das Holz witterungsfest, härter und dimensionsstabiler wird. Das „Arbeiten“ des Holzes werde auf bis zu 50 Prozent reduziert, schreibt der Hersteller, wodurch geringere konstruktive Anforderungen an die Klebefuge gestellt werden. Die skandinavischen Erfahrungen geben Anlass zur Hoffnung, damit eine Alternative zum Teak gefunden zu haben, zumal das „Kebony-Ahorn“ bei Bewitterung einen ähnlich hellgrauen Farbton entwickeln soll. Langzeiterfahrungen stehen freilich noch aus.
Genau das ist auch der wunde Punkt an der Geschichte. Ein Bootsbauer muss für seine Arbeit auch nach Jahren noch gerade stehen. Mit Teak hat er Langzeiterfahrungen gesammelt und weiß genau, wie er das Holz verarbeiten muss. Mit einem neuen Werkstoff geht er ein erhebliches Risiko ein.
Holz braucht Pflege
Mancher Bootseigner hadert mit der grauen Färbung seines Teakdecks und versucht diese zu verhindern. Das gleicht aber dem berühmten Kampf gegen Windmühlen, denn Teakholz hat nur in frisch geschnittenem Zustand seine gelbliche Farbe. Diese kann nicht konserviert werden. Eine Persenning kann die Vergrauung zwar hinauszögern, aber nicht verhindern. Trotzdem ist gerade bei einem Stabdeck eine Persenning sinnvoll, weil diese Schmutz abhält sowie Moose daran hindert, sich auf dem Holz festzusetzen. Das ist übrigens eine reine Binnenangelegenheit. Ein Teakdeck, das regelmäßig mit Salzwasser gespült wird, vermoost nicht.
Es sind vielerlei Mittel am Markt, die für viel Geld „ewige Jugend“ für das teure Holz versprechen. Ob deren Einsatz sinnvoll ist, muss jeder Bootseigner selbst entscheiden. Wirklich notwendig für den Erhalt des Holzes sind sie nicht. Teak ist „von Haus aus“ witterungsfest, ob mit oder ohne zusätzlichem Ölauftrag. Die Vergrauung kann auch durch Öl nicht verhindert werden, sie kann höchstens durch stark pigmentierte Produkte farbig lasiert werden. Ob das als „ästhetische Offenbarung“ gesehen wird, ist Geschmackssache. Problematisch wird die Sache, wenn nach dem ersten Mal Ölen nicht regelmäßig neue Pigmente aufgetragen werden. Der Ölauftrag läuft sich unregelmäßig ab und das Deck sieht nach kurzer Zeit „dreck-ig-gefleckt“ aus, wodurch nachlasiert oder die getränkten Fasern vorzeitig abgeschliffen werden müssen. Letzteres schmerzt besonders, wenn man sich überlegt, wie viele „große Scheine“ dabei buchstäblich zu Staub zerfallen. Auch die Verbindung zwischen Holz und Gummifugen kann beeinträchtigt werden. Unterm Strich bleiben also wenig Argumente für eine Behandlung mit Teaköl. Wer eine andere Farbe als Hellgrau auf seinem Deck möchte, verzichtet besser von vornherein auf das teure Holz und entscheidet sich für eine Alternative.
Auch wenn der Kampf gegen die Vergrauung niemals gewonnen werden kann und deswegen gar nicht erst begonnen werden sollte, bleibt für den Teakdeckeigner noch genug Pflegeaufwand. Was er immer im Auge behalten muss, ist die Dichtigkeit des Decks. Abgelöste Gummifugen oder lose sitzende Querholzzapfen müssen umgehend repariert werden, bevor dort eindringendes Wasser langfristig Schäden verursacht. Wenn das Holz nach einem Regenschauer unregelmäßig abtrocknet, das Deck also punktuell länger nass bleibt als die Umgebung, ist das ein sicheres Zeichen für einen Hohlraum unter dem Holz, der mit Wasser gefüllt ist.
Alternativen zum Holz
Wer ein Stabdeck möchte, das aussieht wie frisch geschnittenes Teakholz, sollte sich „Flexiteek“ oder „Tekdek“ etwas genauer ansehen. Beides sind PVC-Streifen mit bereits integrierter Gummifuge, die mit Nut und Feder im Kaltschweißverfahren verbunden werden. Ansonsten kann das Material mit Holzbearbeitungswerkzeugen verarbeitet werden. Es ist durchgefärbt und kann geschnitten und geschliffen werden. An der Unterseite sind Nuten eingearbeitet, um eine definierte Klebefuge zu erhalten. Während ein Teil der Wassersportler das „Plas-tikholz“ strikt ablehnt, sehen andere den geringen Pflegeaufwand bei traditioneller Optik. Es ist eine emotionale Diskussion, und die reinen Fakten sprechen eher für den Kunststoff.
Seit vielen Jahren sind auch Riemen aus mit einem Bindemittel verpressten Korkgranulat am Markt, die sich ebenfalls als Stabdeck verlegen lassen und deren technische Eigenschaften sich bewährt haben. Das Korkmaterial heizt sich an der Sonne nicht so stark auf wie Holz und ist deswegen sehr angenehm auch barfuß zu betreten. Aus technischer Sicht ist ein Korkdeck eine durchaus sinnvolle Alternative zu Teak und übertrifft dessen Eigenschaften in manchen Bereichen. Vor allem bei Trittschalldämmung und Wärmeisolierung hat Kork Vorteile.
Sämtliche Alternativen zum Teak sind, wie schon erwähnt, eine emotionale Geschichte. Wer ein Teakdeck als „Nonplusultra“ betrachtet, wird andere Materialien als „bloßen Abklatsch“ ablehnen.
Kork- oder PVC-Streifen haben jedoch andere und teilweise bessere Eigenschaften als Teak. Sie müssen eher als vom Teak losgelöste, eigenständige Lösung gesehen werden. Dann erscheinen sie plötzlich in ganz anderem Licht. Man kann Äpfel einfach nicht mit Birnen vergleichen, auch wenn sie beide im selben Garten wachsen.