Motorbootfahrer ehren Lebensretter von Lindau

Generalversammlung Internationaler Bodensee-Motorboot-Verband in Schaffhausen – Ehre für Oberstaufener und Vorarlberger

IBMV Neuy

Schaffhausen, 14.10.2013 von Gerhard Herr

Mit der Seenot-Rettungsplakette in Form der Goldenen Ehrennadel des Internationalen Bodensee-Motorboot-Verbandes (IBMV) hat der Dachverband von 29 Motorbootclubs- und Vereinen mit 3.600 Mitgliedern den 18-jährigen Schüler Nick Neuy aus Oberstaufen geehrt. Neuy hatte am 18. Juni während eines Sturms im Lindauer Hafen einen 65-jährigen Skipper rechzeitig von dessen sinkendem Boot gerettet.

„Wenn jemand bei solch widrigen Verhältnissen selbstlos in die aufpeitschenden Wellen des Sees springt, um einem Menschen das Leben zu retten, dann hat er dafür eine offizielle Anerkennung und die Ehrennadel als Seenot-Rettungsmedaille verdient“, sagte IBMV-Präsident Paul Minz, als er am Samstag Nick Neuy die Goldene Ehrennadel des Verbandes mit der Urkunde übergab. Auch der österreichische IBMV-Vizepräsident Werner Neyer drückte seinen Dank aus. Das Unglück hatte am Abend des 18. Juni mit zwei gesunkenen Booten an der Vorarlberger Rheinmündung seinen Lauf genommen. Von dort aus schleppte die Besatzung eines kleineren österreichischen Bootes das größere Schiff aus Lindau ab. Dessen Antrieb war offenbar durch Treibholz beschädigt worden. Dann riss die Leine und geriet in den Propeller des kleinen Bootes, während Wellen, Böen, Hagel und Starkregen immer stärker wurden. Im Lindauer Hafen tobte der Sturm mit bis zu 130 Stundenkilometern. Immer wieder schlugen die über 1,50 Meter hohen Wellen die beiden antriebslosen Boote an die Ufermauer.
Die Besatzung des kleineren Bootes konnte sich an Land retten. Der 65-Jährige Skipper des großen Motorbootes indes klammerte sich ans Deck. Kurz zuvor, als er sah, wie die zwei Boote manövrierunfähig auf die Mauer zu trieben, fuhr der beim Bootsverleih an der Seebrücke arbeitende Nick Neuy mit seinem Mofa über den Damm, um zu helfen. Neuy sprang in den See und holte gemeinsam mit sechs anderen Jugendlichen den Skipper an Land. „Ich hab’ halt versucht, so schnell es ging, zu helfen“, beschrieb er am Samstag vor der IBMV-Generalversammlung nochmals die Aktion. „Ich würde so was in der gleichen Situation immer wieder machen“, sagte er. Dies, obwohl Neuy selbst Schaden davon getragen hat: Sein kurz davor gekauftes, teures Mobiltelefon ging mit ins Wasser, das Moped wurde vom Sturm umgedrückt, der Helm erlitt Totalschaden. Der gerettete Mann aus dem Kreis Lindau, der bereits ein neues, größeres Motorboot besitzen soll, sieht sich offenbar nicht dazu veranlasst, seinem Lebensretter zu helfen. Zwar zahlte Neuys Versicherung einen kleinen Teil des Handys, doch nach wie vor beziffert er den Schaden auf gut 900 Euro. „Es ist beschämend, dass der Gerettete nicht seinen Obolus leistet, kann dann der IBMV nicht einen Teil ersetzen“, schlug Walter Nagel, Ehrenpräsident des Motorboot- und Segelclub Hard (MSCH), vor. Prompt entschieden die Mitglieder einstimmig, Neuy 500 Euro aus der IBMV-Kasse zukommen zu lassen.
 Für seine Bemühungen um „Ordnung in Freiheit“ des motorisierten Wassersports auf dem Bodensee und für seine längjährige Mitgliedschaft ist der ehemalige IBMV-Präsident Josef Schweninger mit dem IBMV-Ehrenzeichen in Gold ausgezeichnet und zum Ehrenpräsidenten ernannt worden. Von 1987 bis 1993 führte der Lustenauer (Vorarlberg) den Dachverband. Seiner Initiative und den von ihm gesammelten Unterschriften sei es zu verdanken, dass die Fussacher Bucht am Vorarlberger Bodenseeufer im Sommer nicht für Boote und Badende gesperrt wurde, sagte IBMV-Präsident Paul Minz. Immer wieder habe Schweninger seinen Beitrag geleistet, dass die Motorbootfahrer auf dem Bodensee nicht allzu sehr eingeschränkt worden seien.
Solche Beschränkungen beschäftigen den Dachverband, der erst kürzlich in Höchst das 50-jährige Bestehen feierte, nach wie vor: „Immer wieder kommen Angriffe von allen Seiten, dann ist es für die Mitglieder in den Clubs gut zu wissen, dass sie einen großen zur Unterstützung beiseite haben“, so Minz. So möchte die Regierung Schwaben in Augsburg und das Lindauer Landratsamt praktisch das gesamte bayerische Bodenseeufer als Vogelschutzgebiet sperren. Die Pläne wurden im November 2012 bekannt. Dazu gehören teils ganzjährige Fahr- und Badeverbote. Das geplante „Gebiet Bayerischer Bodensee“ umfasst die westlich von Wasserburg beginnende und bis zur österreichischen Staatsgrenze reichende und beidseitig von Lindau liegende Uferlinie. Um diese „überzogene Regulierung“ abzuwehren, habe sich eine Allianz mit dem Bodensee-Segler-Verband, der Internationalen Wassersportgemeinschaft Bodensee und dem IBMV gebildet. Diese Allianz hat bereits das vorliegende Gutachten samt Zählungen der Vogelpopulation in Frage gestellt. Der Seglerverband hat sogar eine eigene Zählung der Vögel vorgeschlagen. Der IBMV drohte bei der letzten Sitzung in Augsburg mit rechtlichen Schritten. „Wir wollen unsere Wassersportgebiete in Ordnung haben, aber in einem freiheitlichen Rahmen und ohne übermäßige Einschränkungen, sagte IBMV-Präsident Paul Minz. Dafür werde der Verband auch im kommenden Jahr eintreten. So will man auch auf dem Gnadensee an der Insel Reichenau wieder für mehr Ruhe sorgen. Dort hat es zuletzt wegen der vermehrt auftretenden Wasserski- und Wakeboardfahrer Unruhen gegeben. Die Gemeinde Reichenau wollte ein Wasserski-Fahrverbot auf dem Gnadensee. Die Internationale Schifffahrtskommission für den Bodensee lehnte es ab. Der IBMV wird dort den „Seedienst“ als freiwillige Selbstkontrolle patrouillieren lassen. Der soll für diszipliniertes Verhalten auf dem Gnadensee werben und notfalls die Wellen schlagenden Wakeboardfahrer zum ruhigeren Fahren ermahnen.
 

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