Auch der Spitzenreiter muss in die Werft
14.01.2011 von IBN
Nach der „Foncia“, die eine Kollision mit einem schwimmenden Gegenstand hatte, erwischte es am Donnerstagabend (13. Januar) auch den Spitzenreiter „Virbac-Paprec 3“ (beide Frankreich). Beim Neubau des Titelverteidigers Jean-Pierre Dick und Loïck Peyron riss die Schiene, auf der die Schot des Großsegels entlang läuft, auf 2,50 Meter Länge aus der Halterung. Beide Schiffe werden am Wochenende von ihren Serviceteams an Land erwartet. Danach dürfte sich das Gesamtklassement, in dem der Deutsche Boris Herrmann und Ryan Breymaier aus den USA derzeit noch auf Rang sieben liegen, gehörig durcheinander gewirbelt werden.
Von 14 an Silvester in Barcelona gestarteten Zweiermannschaften sind ohnehin nur noch 13 dabei. Die Crew der „Président“, der Franzose Jean Le Cam und sein spanischer Co-Skipper Bruno García, haben die Regatta nach einem Mastbruch vor den Kapverdischen Inseln inzwischen aufgegeben. Auch beim Materialbruch der „Virbac-Paprec 3“ herrschten indes völlig unspektakuläre Bedingungen bei Winden um Stärke vier. „Wir hatten nicht einmal besonders viel Druck auf der Schot, als sämtliche Schrauben plötzlich aus dem Karbonsteg herausrissen“, berichtete Dick. Kritiker hatten die Leichtbauweisen den neusten Generation der IMOCA Open 60s bereits im Vorfeld als zu riskant und anfällig gebrandmarkt.
Für die Zweitplatzierten Franzosen Michel Desjoyeaux und François Gabart auf der „Foncia“, die einen Teil des Bugs austauschen müssen, der beim Aufprall wie eine Art Sollbruchstelle zum Schutz des Hauptrumpfs zerstört wurde , und ihre Landsleute hat ein Kampf gegen die Uhr begonnen. „Wenn wir Glück haben, dauert unsere Reparatur nur zwölf Stunden, vielleicht 24“, hofft Jean-Pierre Dick. Bei den härtesten Gegnern dürfte es kaum schneller gehen. Zuletzt hatte die „Virbac-Paprec 3“ mit rund 50 Seemeilen geführt, lag aber auf ihrem Kurs weiter von der brasilianischen Küste entfernt.
Unterdessen reparierten Boris Herrmann und Ryan Breymaier unterwegs erfolgreich ihren Hydrogenerator. Das ist ein kleiner Propeller, der zur Stromerzeugung hinten am Heck ins Wasser gelassen wird. Auch die „Neutrogena“ segelte über ein Treibgut und riss dabei die Halterung des Generators ab. „Ryan hat 20 Stunden durchgearbeitet und in jeder freien Minute am Ersatzteil laminiert“, so Herrmann, „aber die Stromproduktion läuft jetzt wieder. Darauf gab es zur Belohnung einen kleinen Schluck Whiskey!“ Der Rückstand von zuletzt knapp 200 Seemeilen auf die Spitze dürfte nun bald schmelzen, wenn die Karten nach den Stopps neu gemischt werden.
Während die lange Zeit als Schlusslicht das Feld vor sich hertreibende „Hugo Boss“ schon zwei Konkurrenten überholt hat, gab ihr Skipper Alex Thomson in Großbritannien bekannt, dass er auf eine Rückkehr an Bord verzichtet. Thomson war zwei Tage vor dem Start am Blinddarm operiert worden und vom Niederländer Wouter Verbraak ersetzt worden, der nun mit Andy Meiklejohn aus Neuseeland die Welt umrunden wird. Grund ist aber nicht die Gesundheit von Alex Thomson, sondern die seines am 3. Januar geborenen ersten Sohns Oscar. Bei dem Kleinen hatten die Ärzte einen Herzfehler entdeckt, der weiter untersucht und behandelt werden muss.