Basiswissen: Schleppen

Schlepp

Radolfzell, 11.01.2013 von Michael Häßler

Viele reden über Seemannschaft, dem „Handwerk, mit einem Boot umzugehen“. Die IBN greift in einer Serie Grundlagenwissen auf.

Auch wenn heutzutage fast jedes Boot mit einem Hilfsantrieb ausgestattet ist, kommt es doch vor, dass mal geschleppt werden muss. Dabei gilt es einiges zu beachten.
Eine Schleppleine sollte schwimmfähig sein, damit sie nicht versehentlich in die Schraube gerät. Sie sollte auch stark genug sein. Insbesondere wenn sich mehrere Boote im Schleppzug befinden, addieren sich die Kräfte. Theoretisch kann die maximale Kraft zwar nur so hoch sein wie die maximale Pfahlzugkraft des Schleppers, in der Praxis sieht das aber anders aus, vor allem, wenn Seegang hinzukommt: Wenn die Leine lose bekommt und sich wieder spannt, können gewaltige dynamische Kräfte auftreten. Dann ist nicht nur die Leine selbst gefährdet, sondern auch die Anschlagpunkte am Boot. Eine Schleppleine sollte daher möglichst flexibel sein, um solche Lastspitzen „abfedern“ zu können. Der Federweg steigt mit der Leinenlänge.
Die Leine einfach auf der nächstbesten Klampe zu belegen, ist keine gute Idee, wenn große Belastungen zu erwarten sind. Insbesondere wenn der Schlepper stark motorisiert ist, kann durch Unachtsamkeit immer mal etwas schiefgehen. Es ist daher sinnvoll, die Kraft der Schleppleine auf mehrere Punkte zu verteilen. Das kann mit einer Hahnepot geschehen, die beispielsweise auf beiden Bugklampen belegt wird und in deren Bucht die Schleppleine mit einem Palstek befestigt wird.
Bei einem Segelboot, insbesondere bei einer Jolle, bietet sich der Mast als stabiler und oft einziger Anschlagpunkt an. Dort wird die Schleppleine mit einem Palstek befestigt. Sind mehrere Boote im Schleppzug, wird die Leine des folgenden Boots, parallel zum Mast, ebenfalls in dem Auge des Palsteks befestigt. So werden die Kräfte der anderen Boote nur in die Schleppleine geleitet und nicht in die Rumpfstruktur, wie das bei einem zweiten Anschlagpunkt der Fall wäre.
Bei der geschleppten Jolle sollte das Schwert aufgeholt  und das Ruder mittschiffs gehalten werden, dann kann das Boot nicht aus dem Kielwasser des Schleppers ausbrechen, sondern läuft sauber hinterher.
Bei Seegang muss die Leinenlänge mindestens eine Wellenperiode, besser ein Mehrfaches davon, betragen. Wichtig ist, dass beide Boote immer gleichzeitig die Welle hinauf- oder hinab- fahren, damit die Zugkräfte auf der Leine möglichst
linear bleiben.
Bei einer durchgängig gestreckten Schlepptrosse kann man die auftretenden Kräfte nicht visuell kontrollieren. Dann sollte man langsamer fahren oder die Trosse verlängern, so dass sie immer etwas durchhängt. Die Schleppgeschwindigkeit richtet sich allgemein nach dem kürzes­ten Boot im Schleppzug. Je mehr sich die Geschwindigkeit des Schleppzugs an die Rumpfgeschwindigkeit des kürzesten Boots annähert, umso größer werden die Kräfte. Wird die Rumpfgeschwindigkeit bei einem Verdrängerboot überschritten, droht Bruch.
In einem Schleppzug sollte keine ganz neue Leine verwendet werden, weil deren Oberfläche „seifig“ und glatt ist. Knoten halten aber durch Reibung. Die Oberfläche einer zuverlässigen Schleppleine sollte deswegen schon etwas „angewittert“ sein.

Basiswissen Schleppen

Zum Basiswissen gehört auch, daß auf Segelbooten im Schlepp auf alle Fälle das Segel vollständig eingeholt wird.

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Die Redaktion

Captain Duoprop am 11.01.2013 14:06:14
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