In Lindau formiert sich Widerstand gegen Sperrgebiete

Treffen der Betroffenen Bürger beim LSC

Lindau, 04.12.2012 von Michael Häßler

Mancher Lindauer Bürger fühlt sich von der Regierung von Schwaben „überfahren“, die ihm den Seezugang teilweise temporär und teilweise ganzjährig verweigern will.

Grund für diesen Unmut ist der jetzt vorliegende Entwurf eines Managementplans zum Vogelschutzgebiet Bayerischer Bodensee, der nach Ende der Einspruchsfrist am 17. Dezember verbindliche Handlungsanleitung für die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Lindau werden soll. Nach diesem Termin wären dann weite Teile des bayerischen Ufers nicht mehr für Fußgänger zugänglich, sowie große Seeflächen nicht mehr für die Sportschifffahrt befahrbar.
Um sich gemeinsam dagegen zu wehren, haben sich am Montag, den 3. Dezember etwa 60 Bürger aus dem Raum Lindau, Wassersportler, Gewerbetreibende, Touristiker, Wasserrettung, Berufs- und Sportfischer, Vertreter von örtlichen Vereinen sowie Verbänden im Clubhaus des Lindauer Segler Clubs (LSC) getroffen.

Von Andreas Ober, dem Vorsitzenden des gastgebenden Vereins, wurde bei der Begrüßung vor allem die Informationspolitik der Regierung von Schwaben in Augsburg kritisiert. Zwar seien, wie in den EU-Vorgaben gefordert, runde Tische veranstaltet worden. Es seien aber bei weitem nicht alle Betroffenen eingeladen gewesen, wie das ebenfalls von der EU gefordert wird. Insbesondere die Wassersportverbände habe man ignoriert. Aber auch der Bürger, der künftig nicht mehr am Ufer spazieren gehen dürfe, habe größtenteils noch nicht registriert, was die Regierung tatsächlich vorhabe.
Diejenigen, die eingeladen waren, so erklärte Erich Hoos, ebenfalls vom LSC, hätten als Laien die Tragweite der Maßnahmen überhaupt nicht erkennen können. Erst beim dritten runden Tisch sei „die Katze aus dem Sack gelassen“ worden, erklärte er. Das sei der Umgang mit der Bevölkerung, so Hoos, „wie wir ihn nicht wollen“. Ein weiterer Teilnehmer präzisierte diese Aussage, indem er anführte, dass beispielsweise ein geplanter Maschendrahtzaun mit dem harmlos klingenden Begriff „Besucherlenkung“ kaschiert worden sei.
Über allem dürfe man nicht vergessen, führte Hoos weiter aus, dass in den Richtlinien zum Vogelschutzgebiet nur der Erhalt der natürlichen Lebensräume als Ziel definiert sei und nicht deren Verbesserung. Gegen einen solchen Erhalt habe auch niemand etwas einzuwenden und auch nicht gegen das Vogelschutzgebiet als solches. Die Kritik richte sich vielmehr dagegen, dass mit dem vorliegenden Entwurf deutlich über das Ziel hinaus geschossen worden sei. Das Fachbüro, das mit der Ausarbeitung des Managementplans beauftragt worden sei, wolle natürlich das Maximum für seinen Auftraggeber heraus holen, gab Hoos zu bedenken.
Überdies sehe er überhaupt keinen Handlungsbedarf. So weit er sich zurück erinnern könne, hätten sich die Wasservogelbestände in den letzten Jahrzehnten eher positiv entwickelt. Er forderte Behörden und Naturschutzverbände auf, über ihrem Engagement das Augenmaß nicht zu vernachlässigen. Wer übertreibe, könne nicht Ernst genommen werden, warnte er die Verantwortlichen.
Die Segler wehren sich gegen eine Kriminalisierung ihres Sports. Als Beispiel schilderte Hoos eine Situation, in der ein Opti-Segler beim Starkwindtraining ins Schutzgebiet abgetrieben wird. Er stellte die Frage, ob der Trainer mit einem Bußgeld rechnen müsse, wenn dieser die Kinder mit dem Motorboot wieder aus dem Schutzgebiet heraus hole.
Hoos beendete sein Statement mit dem grundsätzlichen Hinweis, dass auch Segler ein grundlegendes Interesse an intakter Natur hätten. Sie wollen „Sport mit der Natur und nicht gegen sie“, erklärte er. Er räumte jedoch ein, dass es auch unter den Seglern, wie in jeder anderen gesellschaftlichen Gruppierung, vereinzelt Schwarze Schafe gebe.
Dr. Andreas Lochbrunner, Revierobmann des Bayerischen Segler Verbands (BSV) und Vorstandsmitglied des Bodensee Seglerverbands (BSVb) kritisierte, dass die Sportverbände nicht zu den Runden Tischen hinzugezogen wurden, obwohl das nach den EU-Kriterien so hätte sein sollen. Er werde zusammen mit Paul Minz vom Internationalen Bodensee Motorboot Verband (IBMV) und mit Dr. Luzius Studer von der Internationalen Wassersportgemeinschaft Bodensee (IWGB) so schnell wie möglich einen Gesprächstermin bei der Regierung von Schwaben wahrnehmen.
Er kritisierte die Regierung von Schwaben für ihren Alleingang. Schließlich sei der Bodensee ein Kondominium und gehöre allen Anreinerstaaten zu gleichen Teilen. Aufgrund dessen, so interpretiert Lochbrunner die rechtliche Situation, könne ein einzelner Anliegerstaat überhaupt keine Sperrzonen auf dem See erlassen. Er verwies noch einmal auf die EU-Kriterien für das Vogelschutzgebiet, in denen ausschließlich von einem „Verschlechterungsverbot“ die Rede sei.
Eugen Schuhmann vom Lindauer Kanu Club und Ressortleiter „Umwelt und Gewässer“ beim Bayerischen Kanu-Verband, wollte kein „Versehen“ der Verantwortlichen erkennen. Er nannte das Vorgehen der Regierung von Schwaben „Unehrlich“ und äußerte den Verdacht, dass Anton Burnhauser, Federführender der Regierung in Augsburg, die Bevölkerung absichtlich nicht ausführlicher informieren wollte.
Ernst Ammann, Anwohner vom Giebelbach in der Schachener Bucht, beklagte sich ebenfalls, dass er von der Sache erst aus der Presse erfuhr. „So kann man mit Menschen nicht umgehen“, kritisierte er die Verantwortlichen. Er gab zu bedenken, dass durch solche Verordnungen der Mensch ausgeschlossen werde. In die Schachener Bucht kämen ganze Kindergartengruppen, um zu lernen, wie faszinierend die Natur sei. „Es kann doch nicht sein, dass die Kinder in Zukunft nur noch durch den Zaun ans Seeufer schauen dürfen“, erklärte er.
Ein anderer Bürger vermutete „Salamitaktik“ hinter der Sache und warnte davor, dass die Einschränkungen durch das Schutzgebiet noch eine „viel größere Tragweite“ entwickeln könnten, als das bisher absehbar sei. Das Thema sei beim Bürger noch gar nicht angekommen, schätzte er die Lage ein. Viele Lindauer wissen überhaupt nicht, was sie demnächst alles nicht mehr dürfen, vermutet er.
Auch die Befürchtung, dass auf den Tourismus massive Einschnitte zukommen könnten, wurde wiederholt geäussert. „Die Leute kommen doch wegen des Sees nach Lindau“, erklärte ein Bürger. Er fragte, was sie hier sollen, wenn sie den See nur noch aus der Ferne betrachten dürfen.
Als Erich Jörg, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz sich zu Wort meldete, bekam die Versammlung eine bis dahin nicht gekannte Dynamik. Er widersprach den bisher geäußerten Klagen über mangelnde Informationspolitik heftig. „Hätten sie aufgepasst,“ warf er seinen Mitbürgern vor, „wäre das nicht an ihnen vorbei gegangen“. Schließlich seien von drei Runden Tischen zwei öffentlich gewesen.
Dr. Benno Wagner, Präsident vom Lochauer Yachtclub kritisierte die Methodik, wie die ornithologischen Daten im Managementplan erstellt worden seien. Er regte an, bei Eingaben zum Managementplan diese Methodik genau zu analysieren und zu hinterfragen.

Der Lindauer Segler Club stellt seine Homepage für weiter gehende Informationen zur Verfügung. Unter www.lsc.de. können auch Musterbriefe herunter geladen werden.

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Selbst ökologisch und naturbewusst denkend bin ich erstaunt mit welcher Nachhaltigkeit und Hartnäckigkeit der NABU seine Sympathien im Volk
verdorben hat. Klar, Stuttgart ist auch mit im Boot.
Besonders wütend bin ich über das ANTITERROR-PAKET in Sipplingen.
Klar ist, wenn man für 8h bezahlt wird, muss am Ende doch was getan worden sein....
und wenns auch Mist ist.
Leider ist der Steuerzahler der Gelackmeierte,
muss blechen und sich fügen.
Ökoheinerle aussmländle am 09.12.2012 10:07:58
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