Im Ausreitsitz mit 26 Knoten über das Wasser

22.12.2010 von IBN

Bei der Genrealprobe 2010 war das Feld der Canoe-Segler zur Travemünder Woche noch übersichtlich, für 2011 wird aber eine große international besetzte Konkurrenz erwartet. Denn bereits vor drei Jahren hat die Klasse entschieden, die 18. Weltmeisterschaft der IC-Boote (23. bis 30. Juli) auf der Travemünder Woche auszutragen.

Dazu segeln die Taifun-Kanus um die Deutsche Meisterschaft. Es könnten wohl 60 Teilnehmer zur WM kommen, heißt es aus der Klassenvereinigung. Vor allem wenn die Kanu-Spezialisten aus den USA, Kanada und Australien ihre Container mit Booten gefüllt bekommen, dürfte es eng werden auf der Regattabahn Charlie. In Europa ist die Klasse vor allem in Großbritannien und Schweden gut verbreitet, und auch in Frankreich wächst die Zahl der Begeisterten.

 

Obwohl die schmalen Jollen auf den Segelkursen noch immer etwas exotisch anmuten, international zudem im Kanuverband organisiert sind, und auch national dem DKV angehören (seit 1974 aber auch dem DSV), können sie doch auf eine rund 150-jährige Tradition zurückblicken. Und bereits 1882 wurden in England erste Regatten auf den mit Segel ausgestatteten, ehemaligen Paddelbooten ausgetragen.

 

Heute unterteilen sich die 5,20 Meter langen und mit Ausreitbrett ausgestatteten Segelkanus in verschiedene Disziplinen. Die jeweils mit Groß und Fock (Gesamtsegelfläche: 10 qm) ausgestatteten Taifun und International Canoes (IC) unterscheiden sich in ihrer Segelform. Denn die IC fahren Lattensegel. Die AC-Klasse kann die Segelfläche dazu noch per Gennaker um 24 qm erhöhen. Derlei betucht lassen sich die 1,30 Meter breiten Gefährten nur durch das spezielle Ausreitsystem in der aufrechten Lage halten. Denn der Ausreitsitz, der bei jeder Wende mit einem Handgriff auf die Luvseite befördert wird, lässt den Athleten rund zwei Meter außerhalb der Bootsmitte der Segelkraft entgegenwirken. Das übertrifft die Effizienz eines Trapezes deutlich und bringt die kleinen Jollen bei entsprechenden Windbedingungen auf Geschwindigkeiten von bis zu 26 Knoten (fast 50 km/h).

 

Obwohl die Kanus eine Konstruktionsklasse sind, sind die Ausmaße des Rumpfes bis 2009 eng limitiert gewesen. Seitdem haben die Tüftler die Möglichkeit, zwischen einer Breite von 0,74 Meter bis 1,01 Meter zu variieren. Viel Spiel gibt es zudem beim Segeldesign. Inzwischen hat sich aber auch eine Einheitsklasse etabliert, die den direkten und einheitlichen Vergleich der seglerischen Leistung ermöglicht. Und um auch schon die Jugend an die Klasse heranzuführen, dabei aber nicht zu überbeanspruchen, segeln die Nachwuchsakteure im Taifun mit Steuermann und Vorschoter gegen die erwachsenen Einhandsegler.

 

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